Münchener Post - Keltischer Goldschatz von Manching nach Diebstahl offenbar teils eingeschmolzen

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Keltischer Goldschatz von Manching nach Diebstahl offenbar teils eingeschmolzen

Keltischer Goldschatz von Manching nach Diebstahl offenbar teils eingeschmolzen

Der vor rund acht Monaten aus einem Museum im bayerischen Manching gestohlene keltische Goldschatz ist offenbar zumindest teilweise eingeschmolzen worden. Das teilten Vertreter der Landesregierung und der bayerischen Ermittlungsbehörden am Donnerstag in München nach der Festnahme von vier Verdächtigen mit, bei denen es sich demnach um eine Bande mutmaßlicher Berufseinbrecher handelt.

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Bei einem der am Dienstag gefassten Männer fanden sie 18 Goldklumpen in einer Plastiktüte, die nach ersten Analysen in ihrer Zusammensetzung weitgehend derjenigen des Schatzes entsprechen. Abschließende Untersuchungen stünden zwar noch aus, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) vor Journalisten. Es gebe aber wenig Zweifel. Es sei "leider" davon auszugehen, "dass der Keltenschatz von Manching in seiner ursprünglichen Form zumindest nicht mehr in Gänze erhalten ist".

Laut Ermittlern und Landesregierung deuten Gewicht und Zusammensetzung der Goldklumpen darauf hin, dass in jedem etwa vier Goldmünzen aus dem mehr als 2000 Jahren alten Keltenschatz zusammengeschmolzen wurden. Damit dürften etwa 70 Münzen des insgesamt 483 Goldstücke umfassenden Schatzes "unwiederbringlich" verloren seien, sagte Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) in München. Er sprach von einem "Anschlag auch auf unser kulturelles Gedächtnis".

Der Verbleib der restlichen Goldmünzen war zunächst unklar, die Suche lief nach Angaben Herrmanns "mit Hochdruck" weiter. Laut Polizei waren unter anderem noch Durchsuchungen in Mecklenburg-Vorpommern geplant, woher drei Verdächtige kommen. Demnach sollte ein weitläufiges Grundstück mit Feldern und Gebäuden durchsucht werden. Wissenschaftsminister Blume sagte, es gebe noch "Hoffnung".

Die vier Verdächtigen im Alter zwischen 42 und 50 Jahren waren am Dienstag nach rund achtmonatigen Ermittlungen unter der Beteiligung von Spezialkräften festgenommen worden und sitzen inzwischen wegen des Verdachts des schweren Bandendiebstahls in Untersuchungshaft. Den Ermittlungserfolg selbst hatten die Behörden schon am Mittwoch mitgeteilt. Einzelheiten folgten erst am Donnerstag.

Demnach handelt es sich bei den Beschuldigten um deutsche Staatsangehörige ohne Migrationshintergrund. Drei wohnten in Mecklenburg-Vorpommern im Raum Schwerin, einer lebte in Berlin. Den aus Mecklenburg-Vorpommern stammenden Männern wird zur Last gelegt, bereits mindestens seit 2014 gemeinsam als Teil einer Diebesbande Einbrüche verübt zu haben. Ob der vierte Verdächtige aus Berlin ebenfalls zu der Gruppe gehörte, war demnach aber noch offen.

Er wurde nach einem Treffen mit einem der anderen Beschuldigten gefasst und hatte die Tüte mit den 18 Goldklumpen bei sich. Ob er aber etwa als Abnehmer der Beute fungierte oder die Klumpen eventuell eine Art Entlohnung für eine Beteiligung an dem Einbruch gewesen sein könnten, war der Polizei zufolge ungeklärt. Nach Angaben der Ermittler machten die Männer bislang keine Angaben.

Bei den gestohlenen Goldmünzen von Manching handelt es sich um den größten keltischen Goldfund des 20. Jahrhunderts. Er wurde im Jahr 1999 im Gebiet der Gemeinde entdeckt und war dort in einem Museum ausgestellt. Die Münzen können etwa auf das Jahr 100 vor Christus datiert werden. Den Handelswert bezifferten die Ermittler nach dem professionellen Diebstahl im November mit 1,6 Millionen Euro, den reinen Goldwert mit etwa 250.000 Euro.

Auf die Spur der Verdächtigen kam die Polizei nach eigenen Angaben durch eine DNA-Spur an einem bei dem Einbruch verwendeten Werkzeug, das die Täter in der Nähe zurückließen. Dieselbe DNA-Spur fand sich auch an Gegenständen aus anderen früheren Einbrüchen mit auffälligen Gemeinsamkeiten in anderen Bundesländern und in Österreich, allerdings war der zugehörige Mensch zunächst unbekannt.

Aufwändige weitere Recherchen etwa im Internet führten die Ermittler demnach zunächst zu zwei Verdächtigen, welche die bei den Taten verwendeten spezifischen Overalls oder Rucksäcke bestellt hatten. Die Männer und ihre Kommunikation wurden näher überwacht, wobei sich auch Hinweise auf Auskundschaftungen von Museen bei Mietwagentouren ergaben. Schließlich erfuhren die Ermittler so auch von der Übergabe der Goldklumpen. Sie griffen zu und nahmen alle Verdächtigen fest.

Offen war nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft noch, warum sich die Verdächtigen zum Diebstahl des Keltenschatzes entschlossen hatten. Die ihnen zur Last gelegten früheren Einbrüche zielten sämtlich nicht auf Museen, sondern galten etwa Einkaufsmärkten, Behördengebäuden oder Tankstellen. Die Ermittlungen zu den Verdächtigen und ihren früheren Aktivitäten waren aber noch nicht beendet.

A.Kenny--MP