Taliban nehmen Fernsehmoderator wegen Berichterstattung fest
Einer der bekanntesten Nachrichtenmoderatoren Afghanistans ist wegen seiner Berichterstattung von den radikalislamischen Taliban vorübergehend festgenommen worden. Moderator Bahram Aman wurde am Donnerstag zusammen mit Nachrichtenchef Chpolwak Sapai und Rechtsberater Nafi Chalik abgeführt, wie der unabhängige Sender Tolonews am Freitag erklärte. Grund für die Festnahmen sei, dass der Sender über ein Ausstrahlungsverbot für ausländische Fernsehserien in den afghanischen TV-Sendern berichtet hatte.
Während der Nachrichtenchef und der Rechtsberater am selben Abend wieder freikamen, blieb Moderator Aman bis Freitag in Gewahrsam. Schließlich verkündete er auf seiner Facebookseite, nach fast 24 Stunden sei er aus dem Gefängnis freigelassen worden. "Ich werde immer die Stimme des Volkes sein", betonte er.
Nach ihrer Machtübernahme im vergangenen August hatten die radikalislamischen Taliban verfügt, dass TV-Sender nur noch Serien ausstrahlen dürfen, die einen islamischen Bezug haben. Das Sendeverbot für andere Serien wurde jedoch zunächst kaum überwacht. In jüngster Zeit wird die Anweisung jedoch strenger durchgesetzt, worüber Tolonews berichtet hatte.
Die UN-Mission in Afghanistan (Unama) hatte sich bereits am Donnerstagabend besorgt über die Festnahmen der Tolonews-Journalisten gezeigt. Die UNO fordere die Freilassung der von bewaffneten Männern abgeführten Reporter und ein Ende der Einschüchterung und Drohungen gegen Journalisten und unabhängige Medien, hieß es auf Twitter.
Seit der Machtübernahme durch die Taliban nimmt die Zahl der Angriffe auf Journalisten in Afghanistan zu. Als die Islamisten von 1996 bis 2001 ein erstes Mal an der Macht waren, gab es praktisch keine afghanischen Medien - Fernsehen, Filme und die meisten anderen Unterhaltungsformen waren als unmoralisch verboten.
J.Becker--MP