Münchener Post - Johnny Depp als gewalttätiges "Monster" oder Opfer einer "Lüge"

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Johnny Depp als gewalttätiges "Monster" oder Opfer einer "Lüge"
Johnny Depp als gewalttätiges "Monster" oder Opfer einer "Lüge" / Foto: BRENDAN SMIALOWSKI - POOL/AFP

Johnny Depp als gewalttätiges "Monster" oder Opfer einer "Lüge"

Im US-Verleumdungsprozess zwischen Hollywood-Star Johnny Depp und seiner Ex-Frau Amber Heard haben sich beide Seiten mit schweren Vorwürfen überzogen. Heards Anwältin Elaine Charlson Bredehoft warf Depp am Dienstag vor dem Gericht in Fairfax nahe Washington vor, unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen immer wieder zu einem gewalttätigen "Monster" geworden zu sein. Depps Anwälte bezeichneten Heards Vorwürfe der häuslichen Gewalt dagegen als "Lüge", die der Karriere des Schauspielers massiv geschadet habe.

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"Er trägt eine gewaltige Menge Wut in sich", sagte Bredehoft über den Star der "Fluch der Karibik"-Filmreihe, der zwischen 2015 und 2017 mit Heard verheiratet war. "Während dieser Wutanfälle hat Herr Depp Amber verbal, emotional, körperlich und sexuell misshandelt."

Die Schauspielerin habe "die Seite von Johnny geliebt, die wir in den Filmen sehen - die charismatische, charmante, großzügige Seite", führte die Anwältin aus. "Aber leider kam das Monster in den Weg, und dieses Monster kam hervor, wenn er trank und Drogen nahm."

Bredehoft kündigte an, die Geschworenen würden während des Zivilprozesses Fotos als Beweise für Depps Gewalt sehen. "Sie zeigen blaue Flecken, sie zeigen aufgeschnittene Lippen, sie zeigen ausgerissene Haare." Die Fotos würden auch "zwei blaue Augen zeigen, als er ihr einen Kopfstoß versetzte".

Heards zweiter Anwalt Ben Rottenborn sagte, die Geschworenen würden "den wahren Johnny Depp" kennenlernen. "Hinter den roten Teppichen, hinter dem Ruhm, hinter dem Geld, hinter den Piraten-Kostümen werden Sie sehen, wer dieser Mann wirklich ist."

Die Anwälte des 58-Jährigen wiesen die Gewaltvorwürfe dagegen zurück. Depp habe nie Heard oder eine andere Frau geschlagen, sagte Anwalt Benjamin Chew. "In fünf Jahrzehnten hatte nie jemand Johnny Depp vorgeworfen, gegenüber einer Frau gewalttätig geworden zu sein."

Depps Anwältin Camille Vasquez sagte, in Wahrheit sei der Filmstar Opfer von Angriffen Heards geworden. Die aus Filmen wie "Aquaman" und "The Danish Girl" bekannte Darstellerin habe "Dinge nach ihm geworfen und ihn geschlagen".

Gegenstand des Prozesses ist ein Beitrag Heards für die Zeitung "Washington Post", in dem die heute 35-Jährige sich Ende 2018 als Opfer von häuslicher Gewalt bezeichnet hatte. Heard nannte ihren Ex-Mann dabei nicht namentlich. Depp argumentiert aber, ihm werde implizit häusliche Gewalt unterstellt, zumal Heard ihn schon 2016 öffentlich eines tätlichen Angriffs bezichtigt hatte.

Depp verklagte seine Ex-Frau deswegen auf 50 Millionen Dollar (46 Millionen Euro) Schadenersatz. Sein Anwalt Chew sagte am Dienstag in seinem Eröffnungsplädoyer, Heard habe der Karriere des Schauspielers mit falschen Vorwürfen massiv geschadet. "Eine Falschanschuldigung kann eine Karriere vernichten", sagte der Anwalt. "Über fast 30 Jahre hat sich Herr Depp den Ruf eines der talentiertesten Schauspielers in Hollywood aufgebaut. Heute wird dieser Name mit einer Lüge, einer Falschaussage seiner früheren Ehefrau in Verbindung gebracht."

Heard hat eine Gegenklage gegen Depp eingereicht. Darin verlangt sie 100 Millionen Dollar Schadenersatz. Beide Klagen sind Gegenstand des Prozesses in Fairfax im Bundesstaat Virginia.

Das frühere Promi-Paar hatte sich bereits 2020 bei einem Prozess in London gegenübergestanden. Depp hatte damals die britische Boulevardzeitung "The Sun" verklagt, die ihn als "Ehefrauen-Schläger" bezeichnet hatte. In dem Prozess sagte Heard als Zeugin aus. Depp unterlag in dem Prozess.

Der am Montag mit der Auswahl der Geschworenen gestartete neue Prozess in Fairfax dürfte mehrere Wochen dauern. Als erste Zeugin sagte am Dienstag Depps ältere Schwester Christie Dembrowski aus. In dem Prozess wird es eine Reihe prominenter Zeugen geben, darunter die Schauspieler James Franco und Paul Bettany, die Darstellerin Ellen Barkin und Tesla-Gründer Elon Musk.

A.Gmeiner--MP