Süddeutschland erlebt heftige Überflutungen - Feuerwehrmann bei Einsatz gestorben
Heftiger Dauerregen, gebrochene Dämme, überflutete Orte: Viele Menschen in Süddeutschland erleben zurzeit einen Sommeranfang der Wetterextreme. In zahlreichen Landkreisen in Bayern galt am Sonntag der Katastrophenfall, zahlreiche Menschen mussten ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Ein Feuerwehrmann kam bei einem Einsatz in den Fluten ums Leben, ein weiterer wurde vermisst. Am Montag will Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in die Hochwasserregion reisen.
Tagelange Regenfälle ließen in den vergangenen Tagen die Pegel zahlreicher Bäche und Flüsse vor allem in Bayern und Baden-Württemberg stark ansteigen. Ganze Ortschaften wurden überflutet, auch nachdem Dämme gebrochen waren. In mehreren Gemeinden wurden die Menschen aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen und wurden mit Baggern, Booten und Hubschraubern in Sicherheit gebracht. Das bayerische Innenministerium gab die Zahl der von Evakuierungen betroffenen Menschen am Sonntag mit 3000 an.
Besonders heftig traf es den bayerischen Landkreis Pfaffenhofen. Dort starb in der Nacht zu Sonntag ein 42-jähriger ehrenamtlicher Feuerwehrmann im Einsatz, nachdem ein Rettungsboot an einem unterspülten Haus gekentert war.
In Reichertshofen im Landkreis Pfaffenhofen machten sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Vize-Kanzler Robert Habeck (Grüne) ein Bild der Lage. Söder würdigte den Feuerwehrmann, der "im Einsatz für uns alle sein Leben verloren hat". Habeck bedankte sich bei den Einsatzkräften, die zurzeit "enorm viel riskieren". Scholz schrieb bei X: "Wir sind den Rettungskräften und Helfern, die an vielen Orten gegen die Folgen des Hochwassers kämpfen, zu Dank und Respekt verpflichtet."
Einen weiteren Unfall gab es bei einer Evakuierungsaktion im bayerischen Günzburg, als ein Boot mit fünf Einsatzkräften von DLRG und Feuerwehr wegen starker Strömung kenterte. Vier Insassen konnten sich retten und blieben unverletzt, nach einem 22-jährigen ehrenamtlichen Feuerwehrmann lief ein großangelegter Sucheinsatz. Ebenfalls vermisst wurde eine 43-Jährige, die in einem vollgelaufenen Keller eines Mehrfamilienhauses im bayerischen Schrobenhausen vermutet wurde.
Die Wassermassen hatten auch erhebliche Auswirkungen auf den Verkehr: Wegen der starken Regenfälle kam es fast im gesamten Bundesgebiet zu Autounfällen, die Autobahn 9 bei Ingolstadt wurde gesperrt. Im baden-württembergischen Schwäbisch Gmünd entgleiste in der Nacht zu Sonntag ein ICE wegen eines Erdrutsches. Die ersten beiden Waggons sprangen aus den Gleisen und rissen ein Auto auf einer angrenzenden Straße mit, wie eine Sprecherin der Bundespolizei sagte. Alle 185 Passagiere, das Bahn-Personal sowie der Insasse des Wagens blieben unverletzt. Die Strecke blieb zunächst gesperrt.
Nach Angaben von Ministerpräsident Söder waren seit Beginn der Hochwasserkatastrophe allein in Bayern fast 40.000 Kräfte von Feuerwehren, Polizei, Deutschem Rotem Kreuz, Technischem Hilfswerk und der Bundeswehr im Einsatz. Nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums helfen rund 800 Soldatinnen und Soldaten mit Sandsäcken, Decken und Fahrzeugen. "Auf die Bundeswehr ist Verlass, wenn es darauf ankommt", erklärte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD).
Wirtschaftsminister Habeck mahnte mehr Anstrengungen für den Klimaschutz an, wenn die Hochwasserkatastrophe überwunden ist. Die Häufigkeit der Naturkatastrophen sei "klarer Indikator dafür, dass sich Natur und Klima ändern". Jahrhunderthochwasser treten inzwischen "alle paar Jahre auf", sagte Habeck. Söder mahnte finanzielle Solidarität des Bundes für die Hochwasserregionen an.
Für Montag rechnet der Deutsche Wetterdienst mit weiteren Regenfällen in Süd- und Ostdeutschland. Für Teile Bayerns, Baden-Württembergs, Sachsens, Thüringens sowie Brandenburgs galt am Sonntag die Warnstufe zwei. Erwartet werden auch steigende Pegel entlang des Rheins, wo am Samstagabend bei Karlsruhe bereits die Schifffahrt eingestellt worden war.
H.Klein--MP