Flammeninferno in Los Angeles dauert an - Feuerwehr meldet langsamere Ausbreitung
Das Flammeninferno in Los Angeles dauert an: Die außer Kontrolle geratenen Brände haben auch am Donnerstag weiter in der Millionenmetropole gewütet. Zeitweise war auch das Zentrum von Hollywood von den Flammen bedroht. Mindestens fünf Menschen kamen nach Angaben der Feuerwehr ums Leben, tausende Gebäude wurden vernichtet. Im Verlauf des Tages flaute der Wind ab, der Feuerwehr zufolge verlangsamte sich die Ausbreitung der Brände.
Insgesamt mussten fast 180.000 Menschen ihre Häuser verlassen, unter ihnen zahlreiche Hollywood-Größen und andere Prominente der Unterhaltungsbranche.
In den am schlimmsten betroffenen Orten, dem Stadtteil Pacific Palisades und der Vorstadt Altadena, waren bis auf die Grundmauern niedergebrannte Häuser, verkohlte Autowracks und andere Spuren der Zerstörung zu sehen, während schwarze Rauchsäulen aufstiegen und beißender Geruch in der Luft lag. Lösch-Hubschrauber kreisten im Dauereinsatz über den Hügeln von Hollywood.
Der Chef der Bezirks-Feuerwehr, Anthony Marrone, sagte, die Brandherde in Pacific Palisades und Altadena seien "zu null Prozent eingedämmt". Allerdings habe sich die Ausbreitung aufgrund nachlassender Winde "deutlich verlangsamt". Die nationale US-Wetterbehörde warnte jedoch davor, dass eine "bedeutende Ausbreitung" der Brände wahrscheinlich bleibe.
Am Mittwoch hatten die kalifornischen Behörden zunächst eine Teilevakuierung des weltbekannten Stadtteils der US-Metropole angekündigt. Das Feuer in den Hollywood Hills brach am Mittwochabend aus - nur wenige hundert Meter vom berühmten Hollywood Boulevard entfernt. Am Donnerstag wurden die Evakuierungsanordnungen für den Stadtteil aber wieder aufgehoben.
Rund um Los Angeles sind seit Dienstag insgesamt fünf große Brände ausgebrochen, die durch starken Wind mit Geschwindigkeiten von bis zu 160 Stundenkilometer zunächst weiter angefacht wurden und sich explosionsartig ausbreiteten.
Die Leiterin der Feuerwehrbehörden von Los Angeles, Kristin Crowley, sprach am Donnerstag von "einer der zerstörerischsten Feuerkatastrophen" in der Geschichte der Stadt. Insgesamt sei mit "mehreren Tausend" zerstörten Gebäuden zu rechnen, allein im noblen Vorort Pacific Palisades am Nordwestrand von Los Angeles brannten ihren Angaben zufolge mindestens 6900 Hektar mitsamt rund tausend Gebäuden nieder.
Zerstört wurden unter anderem auch Luxusvillen im Millionenwert von Filmstars und anderen Prominenten. Betroffen von den Bränden waren unter anderen Billy Crystal, Mark Hamill, Jamie Lee Curtis, James Woods oder auch Mandy Moore.
Die Schäden wurden vom Wetter-Onlinedienst Accu Weather auf 57 Milliarden Dollar (55 Milliarden Euro) geschätzt. Die Behörden und die Feuerwehr befürchteten, dass noch mehr Menschen durch die Brandkatastrophe ihr Leben verlieren könnten.
Angesichts der in der Gegend herrschenden Trockenheit hatte die Feuerwehr nicht genug Wasser für die Löscharbeiten - und auch nicht genug Personal. Bei den Löscharbeiten kamen am Donnerstag zusätzliche Hubschrauber zum Einsatz.
Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom sagte, "mehr als 7500" Menschen, teils auch Kräfte aus anderen US-Bundesstaaten, seien am Kampf gegen die "Brände von beispiellosem Ausmaß" beteiligt.
In Altadena kam ein 66-jähriger ums Leben, der sich nach Angaben seiner Schwester der Evakuierungsanordnung widersetzt hatte, um sein Haus vor den Flammen zu schützen. "Als ich zurückging und seinen Namen rief, antwortete er nicht", berichtete die Schwester im Lokalsender KTLA. Sie habe sich dann selbst vor dem "Feuersturm" in Sicherheit gebracht.
Die Leiche des 66-Jährigen wurde später von einem Freund in der Einfahrt seines zerstörten Hauses gefunden - mit einem Gartenschlauch in der Hand.
Unterdessen plünderten in von den Bränden besonders betroffenen Gebieten Menschen von ihren Bewohnern verlassene Häuser. Die Behörden kündigten ein hartes Vorgehen an. Plünderer würden "zur Rechenschaft gezogen", sagte Kathryn Barger vom Verwaltungsbezirk Los Angeles. Die Polizei habe in diesem Zusammenhang bereits 20 Menschen festgenommen. In den evakuierten Gebieten der Vorstadt Santa Monica wurde eine nächtliche Ausgangssperre verhängt.
Der scheidende US-Präsident Joe Biden sagte wegen der Brände seine für Donnerstag geplante Reise nach Italien ab. Er stellte Bundesmittel bereit, um Kalifornien im Kampf gegen die Brände zu unterstützen. Am Donnerstagabend (Ortszeit) wollte er zudem eine Ansprache zu der Brandkatastrophe halten.
Bidens designierter Nachfolger Donald Trump nutzte die Brandkatastrophe für Angriffe auf politische Gegner. Gouverneur Newsom traktierte er mit der Schmähung "Newscum" - abgeleitet von dem englischen Wort "scum" für Abschaum - und forderte dessen Rücktritt. "Es ist alles seine Schuld", schrieb Trump in seinem Onlinedienst Truth Social.
Zuvor hatte Trump behauptet, Kalifornien leide nur deshalb unter Wassermangel, da die in dem Westküstenstaat regierenden Demokraten wegen eines "nutzlosen Fisches" Regenwasser umleiten würden.
E.Schmitt--MP