Hurrikan "Ian" sorgt in Florida für Verwüstungen von "historischem" Ausmaß
Der als "extrem gefährlich" eingestufte Hurrikan "Ian" hat im US-Bundesstaat Florida massive Verwüstungen angerichtet. Gouverneur Ron DeSantis sprach am Donnerstag von Schäden von "historischem" Ausmaß und Überschwemmungen, wie sie nur "alle 500 Jahre" vorkommen. Manche Gegenden wie die Stadt Fort Myers an Floridas Südwestküste seien "durch diesen Sturm wirklich überschwemmt, wirklich verwüstet" worden. Laut der Website poweroutage.us waren zwischenzeitlich mehr als 2,5 Millionen Haushalte und Geschäfte ohne Strom.
"Wir haben noch nie eine solche Überschwemmung gesehen", sagte DeSantis. "Wir haben noch nie eine Sturmflut dieser Größe gesehen." Bislang gebe es zudem nur einen ersten Überblick über das Ausmaß der Schäden. In der Stadt Naples standen ganze Viertel unter Wasser. Fernsehbilder von dort zeigten komplett überschwemmte Straßen, in denen Autos trieben. Auch in Fort Myers glichen mehrere Stadtteile Seengebieten.
Nach ersten Angaben gab es durch "Ian", der am Mittwoch als Wirbelsturm der zweithöchsten Hurrikan-Kategorie 4 mit Windgeschwindigkeiten von 240 Stundenkilometern auf Land getroffen war, vermutlich mindestens zwei Tote. DeSantis sagte aber, es müsse noch endgültig geklärt werden, ob die beiden Todesopfer in Folge des Hurrikans gestorben seien.
Ein Sheriff hatte zuvor gesagt, es könnte "hunderte" Tote geben. DeSantis sagte aber, die Zahl gehe auf die Anrufe von Menschen zurück, die einen steigenden Wasserspiegel gemeldet hätten.
Vor der Küste Floridas sank außerdem am Mittwoch ein Flüchtlingsboot, 20 Menschen galten nach Angaben der US-Küstenwache als vermisst. Drei Menschen konnten aus dem Wasser gerettet werden, vier Kubaner schafften es schwimmend an Land. Die Suche nach den Vermissten wurde am Donnerstag fortgesetzt, wie die Küstenwache mitteilte.
"Ian" hatte Florida am Mittwochnachmittag kurz nach 15.00 Uhr Ortszeit erreicht. Er schwächte sich in der Folge deutlich ab und war zuletzt ein Tropensturm. Das US-Hurrikanzentrum NHC warnte aber weiter vor "lebensbedrohlichen, katastrophalen" Sturmfluten, starkem Wind und Regen.
Im Vorfeld des Wirbelsturms hatten Experten dramatische Warnungen ausgesprochen, für 2,5 Millionen Einwohner Floridas galt eine verpflichtende Evakuierungsanordnung. Der Leiter des Nationalen Wetterdienstes, Ken Graham, bezeichnete "Ian" als Sturm, "über den wir noch jahrelang reden werden". Der Flugverkehr an den Flughäfen Tampa und Orlando wurde eingestellt.
Nach Florida bereiteten sich die US-Südstaaten Georgia und South Carolina auf "Ian" vor. Zuvor waren durch den Hurrikan in Kuba mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. Durch den Sturm fiel in dem Karibikstaat am Dienstag landesweit der Strom aus. Bis Mittwoch konnte die Stromversorgung in Teilen der Hauptstadt Havanna und mehreren Provinzen wiederhergestellt werden. Die am schwersten betroffenen Regionen im Westen des Landes saßen jedoch weiter im Dunklen.
Wissenschaftlern zufolge führt die vom Menschen verursachte Erderwärmung zu einer steigenden Zahl und höheren Intensität von Tropenstürmen und Wirbelstürmen. Studien deuten zudem auf einen Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und einer extrem raschen Intensivierung von Tropenstürmen hin, bei der ein relativ schwacher Tropensturm binnen 24 Stunden Hurrikan-Kategorie 3 oder mehr erreicht.
F.Koch--MP