Scholz mahnt drei Jahre nach Anschlag von Halle "nie wegzuschauen"
Die Stadt Halle an der Saale und ihre jüdische Gemeinde haben am Sonntag der Opfer des rechtsextremen Anschlags vor drei Jahren gedacht. An der Gedenkzeremonie im Hof der Synagoge nahmen neben Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) Gemeindevorstand Max Privorozki, Bürgermeister Egbert Geier (SPD) und Betroffene des Anschlags teil. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erklärte: "Dieser Jahrestag mahnt uns, nie wegzuschauen."
Am 9. Oktober 2019 hatte der rechtsextreme Stephan B. versucht, die Synagoge in Halle zu stürmen und am höchsten jüdischen Feiertag, Jom Kippur, die versammelten Gemeindemitglieder zu erschießen. Der Anschlag scheiterte an der gesicherten Synagogentür und Ladehemmungen der selbstgebauten Waffen, die B. für die Morde konstruiert hatte. Im Anschluss erschoss B. zwei Menschen in der Stadt.
Scholz erklärte am Sonntag: "Wir gedenken der Opfer und bekräftigen, Rechtsextremismus in jeder Form entschlossen zu bekämpfen."
Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) teilte mit, der Anschlag bleibe "ein weiteres schreckliches Erinnerungszeichen für unsere Gesellschaft und für die Verantwortung, die wir haben, jüdisches Leben in unserem Land zu schützen - eine Verantwortung, der wir allzu oft nicht gerecht werden".
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte: "Wir wollen, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland sicher und angstfrei leben können und schützen sie."
Halles Bürgermeister Geier sagte laut Mitteilung der Stadt in seiner Rede, die Lehre des Anschlags müsse sein, "dass es nicht genügt, eine solches physisches Bollwerk zu haben. Das wichtigste und stabilste Bollwerk gegen Rassismus, gegen Hass und Intoleranz sind am Ende wir selbst."
Vor der Synagoge und einem früheren Dönerladen, dem zweiten Anschlagsort, legte die Stadt Kränze nieder. Außerdem läuteten die Kirchenglocken um 12.03 Uhr zum Gedenken. Das war die Uhrzeit des Anschlags. Ebenfalls um 12.03 Uhr stoppten am Sonntag die Fahrzeuge des öffentlichen Nahverkehrs, in Durchsagen wurden Fahrgäste über die Tat vor drei Jahren informiert.
A.Gmeiner--MP