Prozess gegen Neymar wegen Unregelmäßigkeiten bei Vereinswechsel 2013 begonnen
Etwa einen Monat vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft hat in Barcelona ein Prozess gegen den brasilianischen Superstar Neymar wegen mutmaßlicher Unregelmäßigkeiten bei einem Vereinswechsel vor knapp einem Jahrzehnt begonnen. Der 30-jährige Stürmer traf am Montag in einem dunklen Anzug und mit einer Sonnenbrille in dem Provinzgericht in Barcelona ein. Begleitet wurde er von seinen Eltern, die ebenfalls angeklagt sind.
Bei einer Verurteilung drohen Neymar bis zu zwei Jahre Haft und eine hohe Geldstrafe. Insgesamt stehen neun Angeklagte vor Gericht.
Der Prozess in der nordostspanischen Stadt ist der Höhepunkt eines jahrelangen Justizstreits um Neymars Wechsel vom brasilianischen Club FC Santos zum spanischen Top-Verein FC Barcelona im Jahr 2013. Nach Angaben des FC Barcelona flossen 57,1 Millionen Euro bei dem Transfer, nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft waren es aber mindestens 83 Millionen Euro.
Die spanische Justiz hatte die Ermittlungen im Jahr 2015 eingeleitet. Grund war eine Klage der brasilianischen Firma DIS, die in Neymars Zeit beim FC Santos einen Anteil von 40 Prozent an den Sportvermarktungsrechten des Fußballers hielt. Zu den Angeklagten zählen außer Neymar und seinen Eltern auch die früheren FC-Barcelona-Präsidenten Sandro Rosell und Josep Maria Bartomeu sowie Ex-FC-Santos-Chef Odílio Rodrigues Filho.
DIS wirft den Beteiligten vor, sich abgesprochen und den wahren Umfang des Transfer-Deals verschleiert zu haben. Die Vorwürfe richten sich auch gegen die Firma N&N von Neymars Eltern, die den Fußball-Star bei dem Deal vertrat, sowie gegen die beiden beteiligten Vereine.
Der FC Barcelona gibt an, er habe 40 Millionen Euro an N&N gezahlt und 17,1 Millionen Euro an den FC Santos. Von der Summe für den Herkunftsverein seien 6,8 Millionen Euro an DIS geflossen. Vor Gericht will DIS 35 Millionen Euro erstreiten.
Seit 2017 spielt Neymar für den französischen Top-Club Paris Saint-Germain (PSG). Der Rekord-Transfer hatte einen Umfang von 222 Millionen Euro und zog einen Rechtsstreit zwischen Neymar und dem FC Barcelona nach sich, der im Juli 2021 schließlich gütlich geregelt wurde.
Vor seinem Gerichtstermin in Barcelona hatte Neymar am Sonntag beim Erstligaspiel von PSG gegen Marseille den Siegtreffer erzielt. Auch in der brasilianischen Nationalmannschaft dürfte Neymar bei der WM in Katar eine wichtige Rolle spielen.
Bei dem Prozess in Barcelona soll der Sportler am 21. Oktober oder 28. Oktober aussagen. Unklar ist, ob er dazu in Barcelona anwesend sein muss. Das Prozessende wurde für den 31. Oktober angesetzt. Bei einem Schuldspruch könnte Neymar zu bis zu zwei Jahren Haft und einer Geldstrafe von zehn Millionen Euro verurteilt werden.
Neymars Anwälte versichern, ihr Mandant sei unschuldig. Die 40 Millionen Euro, die er bei seinem Wechsel 2013 bekommen habe, seien "ein legaler Bonus für die Unterzeichnung" gewesen, wie es auf dem Fußball-Transfermarkt üblich sei. Außerdem spricht Neymars Anwaltsteam der spanischen Justiz die Zuständigkeit in dem Fall ab, da auch brasilianische Staatsbürger in Brasilien an dem Transfer beteiligt gewesen seien.
W.F.Walter--MP