Nordkorea testet ballistische Interkontinentalrakete - China "besorgt"
Bei einem Raketentest hat Nordkorea nach eigenen Angaben am Donnerstag eine seiner neuesten und leistungsfähigsten Raketen abgefeuert. Die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA berichtete, Machthaber Kim Jong Un habe einem "sehr entscheidenden" Test einer ballistischen Interkontinentalrakete beigewohnt. Südkoreas Armee erklärte, dass Pjöngjang nach ersten Erkenntnissen eine neue, feststoffangetriebene Rakete mit größerer Reichweite gestartet haben könnte. Die USA verurteilten den Raketentest, China zeigte sich angesichts der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel "besorgt".
"Der Testschuss ist eine angemessene militärische Aktion, die den Zweck erfüllt, die Rivalen (...) über unseren Willen zum Gegenschlag zu informieren", sagte Kim laut KCNA beim Raketenstart. Nordkorea werde "niemals seine Linie der Verstärkung seiner Nuklearkräfte ändern".
Die südkoreanischen Generalstabschefs erklärten, sie hätten die Vorbereitungen für den Start in Echtzeit mit den Verbündeten in Tokio und den USA verfolgt. Das Geschoss habe eine Flugbahn von rund 1000 Kilometern zurückgelegt. Als Antwort würden "gemeinsame Übungen unter Einbeziehung strategischer Mittel der USA" abgehalten, erklärten die Generalstabschefs weiter - solche Manöver lösen bei Nordkorea stets Ärger aus.
Nord- und Südkorea befinden sich seit dem Ende des Korea-Krieges 1953 formell weiter im Kriegszustand. Beide Länder trennt eine etwa vier Kilometer breite entmilitarisierte Zone. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern befinden sich derzeit auf einem Tiefpunkt.
Tokio bestätigte den Raketentest ebenfalls. Der japanische Verteidigungsminister Gen Nakatani sagte, das Geschoss sei länger geflogen als je eine zuvor von Nordkorea getestete Rakete. Tokio zufolge befand sie sich für etwa 86 Minuten in der Luft und erreichte eine Höhe von bis zu 7000 Kilometern.
Die USA verurteilten den Test einer ballistischen Interkontinentalrakete "aufs Schärfste". "Dieser Start ist ein eklatanter Verstoß gegen mehrere Resolutionen des UN-Sicherheitsrats", erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats in Washington, Sean Savett.
Das Außenministerium in Peking zeigte sich "besorgt über die Entwicklungen" auf der koreanischen Halbinsel und forderte eine "politische Lösung" des Problems. "Wir hoffen, dass alle Parteien sich für dieses Ziel einsetzen werden", sagte Ministeriumssprecher Lin Jian. China ist ein langjähriger Verbündeter Nordkoreas. Pjöngjang ist von Pekings diplomatischer und wirtschaftlicher Unterstützung abhängig. Gleichzeitig sind China und Südkorea wichtige Handelspartner.
Kim ließ in diesem Jahr bereits mehrfach Raketentests vornehmen, zudem kündigte er an, die Entwicklung von Waffen auszuweiten - auch die taktischer Atomwaffen. Als Reaktion darauf verstärkten Südkorea und die USA ihre Verteidigungszusammenarbeit.
Zudem hatte Nordkorea seine politische und militärische Zusammenarbeit mit Russland während des russichen Angriffskriegs vertieft. Westliche Geheimdienste meldeten zuletzt die Entsendung Tausender nordkoreanischer Soldaten nach Russland zum Training für den Kampf gegen die Ukraine.
US-Angaben zufolge befinden sich bereits 10.000 nordkoreanische Soldaten auf russischem Boden, darunter "eine kleine Zahl" in der an die Ukraine angrenzende Region Kursk. Sie könnten innerhalb von Wochen zum Kampf in die Ukraine geschickt werden, hieß es.
Der nordkoreanische Raketentest am Mittwoch war der erste dieser Art, seit diese Anschuldigungen erhoben wurden.
B.Fuchs--MP