Neue israelische Luftangriffe auf Beirut - Hisbollah feuert Raketensalven auf Israel ab
Die israelische Armee hat am Samstag erneut die libanesische Hauptstadt Beirut unter Beschuss genommen. Kurz nach einem Evakuierungsaufruf bombardierte die Armee den Süden Beiruts, wie auf Videoaufnahmen der Nachrichtenagentur AFP zu sehen war. Über dem Gebiet, das als Hochburg der libanesischen Hisbollah-Miliz gilt, stiegen große Rauchschwaden auf. Die Hisbollah griff ihrerseits israelische Militärstützpunkte rund um Haifa an. Nach Armeeangaben feuerte die Miliz insgesamt 80 Geschosse auf Israel ab.
Die staatliche libanesische Nachrichtenagentur berichtete von einer Reihe israelischer Angriffe in Beirut. Die Luftwaffe habe auch Ziele in der südlibanesischen Stadt Tyros attackiert. Die israelische Armee erklärte, sie habe dort ein Waffenlager und eine "Kommandozentrale" der Hisbollah angegriffen.
Bei einem israelischen Angriff im Osten des Libanon wurden nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums sechs Menschen getötet, darunter drei Kinder.
Die israelische Armee erklärte, die Hisbollah habe am Samstag rund 80 Geschosse auf Israel abgefeuert. Die proiranische Miliz nahm nach eigenen Angaben israelische Militärstützpunkte in und um Haifa unter Beschuss. Nach israelischen Angaben wurden bei einem Raketenangriff auf eine Synagoge in der Küstenstadt zwei Menschen verletzt.
Im Hof vor der Privatresidenz des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in Caesarea landeten am Samstagabend zwei Leuchtraketen. Netanjahu und seine Familie waren nach Angaben der Sicherheitsbehörden zum Zeitpunkt des Vorfalls nicht im Haus gewesen.
Am 19. Oktober hatte es bereits einen Drohnenangriff auf das Anwesen Netanjahus in der südlich von Haifa gelegenen Stadt gegeben, auch damals war der Regierungschef nicht vor Ort. Die Hisbollah bekannte sich zu dem Angriff.
Die Schiiten-Miliz hatte nach dem Großangriff der mit ihr verbündeten islamistischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 mit regelmäßigen Raketenangriffen eine zweite Front gegen Israel eröffnet. Als Reaktion beschoss Israel Ziele der vom Iran unterstützten Miliz im Nachbarland.
Seit September hat die israelische Armee ihre Angriffe auf Hisbollah-Ziele im Libanon deutlich verstärkt. Zudem startete sie Ende September Bodeneinsätze gegen Stellungen der Miliz im Südlibanon.
Am Samstag wurde nach Angaben der israelischen Armee einer ihrer Soldaten im Südlibanon getötet. Demnach starben seit Beginn der Bodenoffensive dort insgesamt 48 israelische Soldaten.
Israel setzte auch seine Offensive gegen die Hamas im Gazastreifen fort. Am Samstag wurden dort nach Angaben des örtlichen Zivilschutzes 24 Menschen bei israelischen Angriffen getötet.
Zwei hochrangige Anführer der mit der Hamas verbündeten Palästinensermiliz Islamischer Dschihad wurden unterdessen bei einem israelischen Angriff in Syrien getötet. Bei den Toten handele es sich um Abdel Asis Minawi, Mitglied des Politbüros der Gruppe, und deren Außenbeauftragten Rasmi Jussuf Abu Issa, erklärte die islamistische Gruppe am Samstag.
Seit dem Beginn des syrischen Bürgerkriegs im Jahr 2011 hat Israel hunderte Luftangriffe in Syrien geflogen, die vor allem auf Stellungen pro-iranischer Kämpfer abzielten. Die Angriffe hatten sich zuletzt intensiviert.
Israel äußert sich nur selten zu Angriffen in Syrien. Die israelische Armee bestätigte jedoch, dass sie am Donnerstag Angriffe auf Militärstützpunkte des Islamischen Dschihad ausgeführt habe.
Der mit der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas verbündete Islamische Dschihad hat nach wie vor mehrere israelische Geiseln in seiner Gewalt, die während des Überfalls auf Israel am 7. Oktober 2023 in den Gazastreifen verschleppt worden waren.
Bei dem beispiellosen Großangriff der Hamas und weiterer militanter Palästinensergruppen auf Israel wurden nach israelischen Angaben 1206 Menschen getötet und 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Von den 97 Geiseln, die weiterhin dort festgehalten werden, sollen nach offiziellen israelischen Angaben 34 bereits tot sein. In Tel Aviv forderten Demonstranten die Regierung am Samstagabend erneut auf, ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln zu schließen.
Als Reaktion auf den Hamas-Angriff hatte Israel einen massiven Militäreinsatz im Gazastreifen gestartet. Nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums wurden dabei bisher mehr als 43.700 Menschen getötet, mehrheitlich Zivilisten. Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen, die UNO stuft sie als glaubhaft ein.
C.Maier--MP