Drei Festnahmen nach Angriff auf Netanjahus Anwesen in Israel
Nach einem Angriff auf die Privatresidenz von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die israelische Polizei drei Verdächtige festgenommen. "Die Verdächtigen wurden in der Nacht wegen ihrer Beteiligung an dem Vorfall festgenommen", erklärte die Polizei am Sonntag. Sie würden nun gemeinsam mit dem Inlandsgeheimdienst Shin Bet verhört. Einzelheiten zu den weiteren Ermittlungen und den Verdächtigen würden wegen einer Nachrichtensperre vorerst nicht veröffentlicht, hieß es weiter.
Im Hof vor Netanjahus Anwesen in Caesarea nördlich von Tel Aviv waren am Samstagabend zwei Leuchtraketen gelandet. Polizei und Geheimdienst sprachen in einer gemeinsamen Erklärung von einem "ernsten Zwischenfall". Netanjahu und seine Familie seien zum Zeitpunkt des Vorfalls aber nicht im Haus gewesen.
Parlamentspräsident Amir Ohana machte regierungskritische Demonstranten für den Vorfall verantwortlich. Sie hätten ihre "aufrührerischen Botschaften" auch schon auf Wände geschrieben und bei Demonstrationen auf die Straße getragen, erklärte Ohana, der Netanjahus Likud-Partei angehört.
Der Oppositionspolitiker Benny Gantz erklärte: "Wenn sich der Verdacht bewahrheitet und Aktivisten hinter dem Abfeuern von Leuchtraketen auf die Residenz des Ministerpräsidenten stecken, muss klar gesagt werden: Das ist kein Protest, das ist Terrorismus."
Auch der israelische Präsident Isaac Herzog verurteilte den Vorfall und warnte "vor einer Zunahme der Gewalt im öffentlichen Raum". Er habe bereits mit dem Geheimdienstchef gesprochen und ihn gebeten, "den Vorfall so schnell wie möglich zu untersuchen".
In Israel gibt es seit über einem Jahr Proteste gegen Netanjahu und seine rechtsgerichtete Regierung, die sich anfangs vor allem gegen Pläne für eine umstrittene Justizreform richteten. Die Pläne wurden zwar auf Eis gelegt, nach dem Großangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 gingen die Proteste aber weiter. Gefordert wird dabei vor allem Abkommen zur Freilassung der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln.
Ende Oktober hatte es bereits einen Drohnenangriff auf das Anwesen Netanjahus in Caesarea gegeben. Netanjahu warf dem Iran und dessen Verbündeten einen Attentatsversuch vor. Zu dem Angriff bekannte sich die mit dem Iran und der Hamas verbündete Hisbollah-Miliz aus dem Libanon.
J.P.Hofmann--MP