Kanadas Premier Trudeau bildet sein Kabinett um
Nach dem überraschenden Rücktritt seiner bisherigen Stellvertreterin und Finanzministerin Chrystia Freeland hat der kanadische Premierminister Justin Trudeau eine großangelegte Kabinettsumbildung vorgenommen. Trudeau tauschte am Freitag acht Minister in seiner 35-köpfigen Regierungsmannschaft aus und betraute vier weitere Minister mit anderen Ressorts.
Die Umbildung folgt am Ende einer chaotischen Woche, zu deren Beginn Freeland im Streit um den Umgang mit den vom designierten US-Präsidenten Donald Trump angekündigten Zollerhöhungen zurückgetreten war. Seither hatte sich Trudeau mit seinen Beratern zurückgezogen, um Berichten zufolge seine eigene politische Zukunft zu überdenken.
Aus Trudeaus Liberaler Partei gibt es angesichts schlechter Umfragewerte Rücktrittsforderungen an den Premier. Trudeau war 2015 ins Amt gekommen und hatte die Liberalen 2019 und 2021 zu zwei weiteren Wahlsiegen geführt. Derzeit liegt er in der Wählergunst jedoch 20 Prozentpunkte hinter seinem wichtigsten Herausforderer, dem Konservativen Pierre Poilievre. Die Liberalen verloren zudem in diesem Jahr vier Provinzwahlen.
Hinzu kommen die Zollpläne des künftigen US-Präsidenten Trump. Dieser hat angekündigt, unmittelbar nach seinem Amtsantritt am 20. Januar einen Zollsatz von 25 Prozent auf Importe aus den Nachbarländern Kanada und Mexiko einzuführen. Die USA sind Kanadas wichtigster Handelspartner, 75 Prozent der kanadischen Exporte gehen in das südliche Nachbarland.
Trudeau hatte Trump Ende November in dessen Privatresidenz im US-Bundesstaat Florida besucht, eine Annäherung brachte dies jedoch offensichtlich nicht. Trump bezeichnete Trudeau seither mehrfach als "Gouverneur" von Kanada und sagte, das Nachbarland solle 51. Bundesstaat der USA werden, wenn es die erhöhten Zölle nicht verkraften könne.
A.Fischer--MP