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Nach Waffenruhe: Erste israelische Geiseln und palästinensische Gefangene freigelassen
Nach Waffenruhe: Erste israelische Geiseln und palästinensische Gefangene freigelassen / Foto: - - Israeli Army/AFP

Nach Waffenruhe: Erste israelische Geiseln und palästinensische Gefangene freigelassen

Der erste Austausch im Rahmen des Waffenruhe-Abkommens zwischen Israel und der islamistischen Hamas ist vollzogen: Nach mehr als 15 Monaten in der Gewalt der Hamas im Gazastreifen sind drei israelische Geiseln wieder zu Hause in Israel. Die drei Frauen wurden am Sonntag im Gazastreifen dem Roten Kreuz übergeben, dann in Israel mit ihren Müttern vereint und schließlich für medizinische Untersuchungen in ein Krankenhaus gebracht. Israel ließ wiederum 90 palästinensische Gefangene frei.

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Die drei israelischen Geiseln kamen am Sonntagabend in Militärhubschraubern und in Begleitung ihrer Mütter am Scheba-Krankenhaus nahe Tel Aviv an, wie ein AFP-Journalist berichtete.

Davor hatten Hamas-Kämpfer die drei Frauen auf einem belebten Platz in der Stadt Gaza an das Rote Kreuz übergeben. Die israelischen Geiseln waren umringt von einem regelrechten Menschenmeer, unter ihnen zahlreiche bewaffnete Männer in Hamas-Kampfmontur.

Die Frauen wurden daraufhin aus dem Küstenstreifen heraus nach Israel gefahren und in ein Erstaufnahmezentrum verbracht, wo sie einer ersten medizinischen Untersuchung unterzogen und zu ihren Müttern gebracht wurden. Ein Arzt am Scheba-Krankenhaus sagte am Abend, der Gesundheitszustand der Frauen sei "stabil".

Bei den Geiseln, deren Namen die Hamas Israel am Sonntag nach mehrstündiger Verzögerung übermittelt hatte, handelt es sich um Romi Gonen, Doron Steinbrecher und Emily Damari. Nach ihrer Rückkehr nach Israel veröffentlichte die Armee ein Foto der lächelnden Emily Damari neben ihrer Mutter, auf dem sie mit einer bandagierten Hand mit offenbar nur noch drei Fingern in die Kamera winkt.

Angehörige in Israel reagierten mit großer Freude auf die Freilassungen. Wie auf einem von der Armee veröffentlichten Video zu sehen war, sprangen einige der Angehörigen in die Luft, andere weinten vor Freude, als sie auf dem Bildschirm verfolgten, wie die drei Frauen die Grenze zu Israel überquerten. Auf dem nach dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 in "Platz der Geiseln" umbenannten Platz im Zentrum von Tel Aviv brach Jubel aus.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte einer Erklärung zufolge, die Frauen seien im Gazastreifen "durch die Hölle gegangen", nun träten sie "aus der Knechtschaft in die Freiheit."

In der ersten, 42 Tage dauernden Phase des Waffenruhe-Abkommens zwischen Israel und der Hamas sollen nun weitere 30 Geiseln freikommen. Ein ranghoher Vertreter der islamistischen Palästinenserorganisation sagte, die "zweite Gruppe" israelischer Geiseln werde "am nächsten Samstagabend" freikommen.

Die mit Hilfe der Vermittler Katar, Ägypten und USA in monatelangen zähen Verhandlungen ausgehandelte Vereinbarung sieht zudem vor, dass im Austausch gegen die Geiseln in Israel inhaftierte Palästinenser aus dem Gefängnis entlassen werden sollen. Israel hatte am Freitag die Zahl von 737 palästinensischen Häftlingen genannt, nach ägyptischen Angaben sind es 1890 palästinensische Gefangene. Das Abkommen sieht vor, dass von den freizulassenden Palästinensern mehr als 230 umgehend ins Exil geschickt werden. Nach Angaben von zwei Hamas-Quellen sollen sie vor allem nach Katar oder in die Türkei gebracht werden.

In der Nacht zum Montag erklärte die israelische Gefängnisbehörde, dass "90 Terroristen" aus dem Militärgefängnis Ofer im Westjordanland und einer Haftanstalt in Jerusalem seien freigelassen worden seien.

AFP-Journalisten beobachteten, wie zwei Busse das Gefängnis Ofer verließen. Menschen jubelten, als die Busse mit einigen der 90 palästinensischen Gefangenen in Beitunia im Westjordanland eintrafen. Manche Menschen aus der Menge stiegen auf einen der Busse und entrollten eine Flagge der islamistischen Hamas, wie AFP-Journalisten beobachteten. Auch Flaggen unter anderem von der Fatah und dem Islamischen Dschihad wurden geschwenkt.

Die Waffenruhe im Gazastreifen war ursprünglich für 7.30 Uhr geplant gewesen, ihr Beginn verzögerte sich um mehrere Stunden, weil die Hamas Israel nicht wie zugesichert rechtzeitig die Namensliste übermittelte.

Die Einigung nach 15 Monaten Krieg war am Mittwochabend verkündet worden. Damit gibt es erstmals seit November 2023 wieder eine Waffenruhe, während der die in der Gewalt der Hamas verbliebenen Geiseln freikommen sollen.

Bereits Minuten nach Inkrafttreten der Feuerpause verkündeten die Vereinten Nationen, dass die ersten Lastwagen mit Hilfsgütern im Gazastreifen angekommen seien. Das UN-Welternährungsprogramm (WFP) teilte mit, erste Lastwagen mit Hilfsgütern seien über die Grenzübergänge Kerem Schalom und Eres in den Gazastreifen gefahren.

Wenige Stunden nach Beginn der Waffenruhe machten sich zudem bereits Tausende Palästinenser auf den Weg zurück in ihre Häuser. Alleine in Dschabalia im Norden des Küstenstreifens waren hunderte Menschen zu sehen, die auf einer staubigen, von Trümmern zerstörter Wohngebäude gesäumten Straße Habseligkeiten bei sich trugen.

Im weiter südlich gelegenen Chan Junis feierten Vertriebene ihre bevorstehende Rückkehr. Bewaffnete Männer fuhren in Pick-Ups durch die Straßen, hielten ihre Kalaschnikow-Gewehre und feuerten Schüsse in die Luft.

Den Krieg im Gazastreifen hatten die Hamas und mit ihr verbündete Gruppen mit ihrem Großangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst. Dabei wurden israelischen Angaben zufolge 1210 Menschen getötet, 251 Geiseln wurden in den Gazastreifen verschleppt.

91 der Verschleppten sollen sich nach wie vor dort befinden, 34 von ihnen sind laut der israelischen Armee tot. Unter den verbliebenen Geiseln befindet sich auch eine niedrige zweistellige Zahl von Menschen mit Deutschland-Bezug, wie es aus dem Auswärtigen Amt hieß.

Israel ging seit dem Hamas-Überfall massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde, die nicht unabhängig überprüft werden können, mindestens 46.900 Menschen getötet.

A.Weber--MP