

Hamas: Israel setzt mit Gaza-Blockade für Hilfsgüter "Hunger als Waffe" ein
Die radikalislamische Hamas hat Israel vorgeworfen, gezielt "Hunger als Waffe" gegen die Zivilbevölkerung im Gazastreifen einzusetzen. Die von Israel verhängte Blockade von Hilfsleistungen in das Palästinensergebiet sei "ein weiteres öffentliches Eingeständnis eines Kriegsverbrechens", erklärte die Palästinenserorganisation am Donnerstag. Am Vortag versammelten sich hunderte Demonstranten im Norden des Gazastreifens und forderten ein Ende der Hamas-Herrschaft.
Israel verweigere "unschuldigen Zivilisten in der siebten Woche in Folge" den Zugang zu grundlegenden Gütern wie Lebensmitteln, Medikamenten, Wasser und Brennstoffen, erklärte die Hamas weiter.
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hatte am Mittwoch erklärt, die Politik seines Landes sei klar: "Es kommt keine humanitäre Hilfe nach Gaza." Die Blockade dieser Hilfe sei eines der wichtigsten Druckmittel gegen die Hamas, um die verbliebenen israelischen Geiseln aus der Gewalt der Hamas zu befreien. Zugleich erklärte er, 30 Prozent des Gazastreifens stünden nunmehr unter der Kontrolle der israelischen Armee.
Bei erneuten israelischen Luftangriffen auf verschiedene Ziele im Gazastreifen wurden nach palästinensischen Angaben am Donnerstag mindestens 40 Menschen getötet. Bei Angriffen auf Zelte von Binnenflüchtlingen wurden demnach zudem zahlreiche Menschen verletzt. "Alles ist in die Luft geflogen", sagte eine Überlebende in Chan Junis, Israa Abulruss, der Nachrichtenagentur AFP. "Kinder wurden in Stücke gerissen."
Wegen der katastrophalen Situation im Gazastreifen regt sich inzwischen auch Protest in Teilen der palästinensischen Bevölkerung gegen die herrschende Hamas. Am Mittwoch protestierten nach Angaben von Augenzeugen hunderte Palästinenser in der Stadt Beit Lahia im Norden des Gazastreifens mit "Hamas raus"-Rufen. Einige Demonstranten hielten Plakate mit der Aufschrift "Die Hamas repräsentiert mich nicht" in die Höhe.
"Wir rufen die Weisen unter uns auf, die entführten Israelis sofort freizulassen", sagte der Demonstrant Hassan Abu Dscharad. Gleichzeitig forderte er die israelische Bevölkerung auf, "ihrem Hass auf uns abzuschwören". Die Palästinenser seien "ein Volk, welches das Leben und den Frieden liebt".
Die Demonstration war mindestens die dritte für ein Ende des Krieges im Gazastreifen in diesem Monat. Aufgrund des harten Vorgehens der Hamas gegen Widerspruch und Kritik ist unklar, wie groß die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit den Machthabern in dem Palästinensergebiet tatsächlich ist.
Die UNO hatte angesichts der ausbleibenden Hilfslieferungen für das Palästinensergebiet am Montag vor der schlimmsten humanitären Krise im Gazastreifen seit Beginn des Gaza-Krieges gewarnt, der durch den Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden war. Es fehle an Wasser, medizinischen Produkten, Treibstoff und weiteren essenziellen Gütern. Nach Angaben des UN-Büros für humanitäre Angelegenheiten (Ocha) gelangt seit mehr als sechs Wochen keine Hilfe mehr in den Gazastreifen.
Israel hatte am 18. März nach einer knapp zweimonatigen Waffenruhe seine massiven Luftangriffe auf Hamas-Ziele im Gazastreifen wieder aufgenommen. Die israelische Armee startete auch eine neue Bodenoffensive. Erklärtes Ziel der israelischen Regierung ist es, den Druck auf die Hamas für eine Freilassung der in ihrer Gewalt verbliebenen israelischen Geiseln zu erhöhen. 58 Geiseln befinden sich weiterhin in der Gewalt der Islamisten, 34 von ihnen sind nach Angaben der israelischen Armee bereits tot.
D.Richter--MP