Ex-Staatschef Figueres liegt bei Präsidentenwahl in Costa Rica in Führung
Costa Ricas Ex-Staatschef José María Figueres steht vor dem Einzug in die Stichwahl um das Präsidentenamt in dem zentralamerikanischen Land. Der 67-Jährige kam im ersten Wahlgang nach Auszählung von gut 70 Prozent der Stimmen auf 27,32 Prozent, wie die Wahlbehörden in der Nacht zum Montag mitteilten. Für einen Sieg in der ersten Wahlrunde wäre ein Stimmanteil von 40 Prozent nötig gewesen.
Um den zweiten Platz in der Stichwahl zeichnete sich nach der Abstimmung am Sonntag ein enges Rennen zwischen Ex-Wirtschaftsminister Rodrigo Chaves, der laut Zwischenergebnis 16,65 Prozent der Stimmen holte, und dem evangelikalen Prediger Fabricio Alvarado ab, der bei rund 15,22 Prozent lag.
Insgesamt hatten sich 25 Kandidaten zur Wahl gestellt. Der bisherige Präsident Carlos Alvarado durfte nicht noch einmal kandidieren. Nachdem der Mitte-Links-Politiker das klassische Zweiparteiensystem des Landes aufgemischt hatte, waren die traditionellen Parteien zuletzt wieder im Aufwind. Figueres tritt für die 1953 gegründete Partei der Nationalen Befreiung (PLN) an, aus deren Reihen bereits neun Präsidenten kamen. Auch Figueres stand von 1994 bis 1998 bereits an der Spitze des Landes.
Costa Rica genießt wegen seiner Lebensqualität, seiner politischen Stabilität und der touristischen Sehenswürdigkeiten einen guten Ruf und wird bisweilen als die "Schweiz Zentralamerikas" bezeichnet. Allerdings leidet das Land derzeit unter einer Wirtschaftskrise, die durch die Corona-Pandemie verschärft wurde, und unter Korruptionsskandalen bislang ungekannten Ausmaßes.
Im vergangenen Jahr lebten 23 Prozent der fünf Millionen Einwohner des Landes unterhalb der Armutsgrenze. Der öffentliche Schuldenstand belief sich auf 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Mehrere Minister, frühere Minister und Bürgermeister waren in Korruptionsaffären verwickelt, bei denen es um Baumaßnahmen staatlicher Stellen ging.
P.Mueller--MP