Greenpeace kritisiert LNG-Pläne der Bundesregierung als überdimensioniert
Die Umweltorganisation Greenpeace hat den von der Regierung geplanten Ausbau der LNG-Infrastruktur als überdimensioniert und klimaschädlich kritisiert. "Die Sorge vor einem russischen Lieferstopp darf nicht das Einfallstor für die nächste fossile Abhängigkeit sein", warnte Greenpeace am Montag. Der Ausbau der LNG-Infrastruktur solle "auf die unmittelbare Krisenabwehr beschränkt werden".
Laut einer Studie des Hamburger Forschungs- und Beratungsbüros EnergyComment im Auftrag von Greenpeace werden in Deutschland aktuell bis zu zwölf LNG-Terminals geplant, darunter auch schwimmende Flüssiggasterminals (FSRU). Diese umfangreichen Investitionen und die damit verbundenen langfristigen Lieferverträge für LNG "schaffen eine langfristige Abhängigkeit von klimaschädlichem Erdgas", kritisierte Greenpeace.
Die Ausbaupläne stünden im Widerspruch zu den Klimazielen, zu denen sich Deutschland und Europa verpflichtet hätten. Die Bundesrepublik würde damit zu einem der größten Importeure von Flüssiggas weltweit - auch der vormalige Umfang der russischen Gasimporte würde mit den derzeitigen Plänen "deutlich" übertroffen, so die Studie.
Würden die neu errichteten Terminals zudem nicht zeitnah wieder stillgelegt, werde das rechnerisch verbleibende CO2-Budget der Bundesrepublik weitgehend aufgebraucht, warnte die Umweltorganisation. Insbesondere der Bau von Terminals an Land dauere mehrere Jahre, sei also nicht geeignet, um die kurzfristig drohende Versorgungskrise im Winter zu entschärfen.
Zudem drohe beim Import von Flüssiggas eine erneute Abhängigkeit von einzelnen Exportländern. So seien nur die USA und Katar in der Lage, ihre Exportmengen an Flüssiggas nennenswert zu erhöhen - damit "steige die Abhängigkeit Europas von einzelnen Großterminals und den strategischen Zielen dieser beiden Exportländer", hieß es weiter in der Studie.
Die Pläne der Bundesregierung, die Terminals künftig für den Import von grünem Wasserstoff umzurüsten, kritisierte Greenpeace als nicht umsetzbar. Mit den Plänen zum Umbau der Terminals werde "technisches Neuland betreten". So müssten zentrale Komponenten der Terminals ersetzt werden, viele dafür notwendige Bauteile seien noch nicht auf dem Markt verfügbar.
Die derzeitigen Ausbaupläne müssten deshalb in ihrer "überdimensionierten Form" gestoppt werden. Greenpeace forderte stattdessen zusätzliche Anstrengungen bei Energiesparmaßnahmen. Statt des Ausbaus der LNG-Infrastruktur müsse nun "konsequent Gas eingespart, der Einbau von Wärmepumpen gefördert und Gebäude gedämmt werden und eine neue Industriestandortpolitik im Fokus stehen".
A.Gmeiner--MP