Katar verkündet Vertrag über Gaslieferungen nach Deutschland
Das Golfemirat Katar will ab 2026 jährlich bis zu zwei Millionen Tonnen Flüssiggas (LNG) nach Deutschland liefern. Der entsprechende Vertrag wurde zwischen dem staatlichen Konzern Qatar Energy und dem US-Unternehmen ConocoPhillips geschlossen und läuft über mindestens 15 Jahre, wie der katarische Energieminister Saad Scherida Al-Kaabi am Dienstag in Doha bekanntgab. Kritik kam von der Linken und von Klimaaktivisten in Deutschland.
Qatar Energy steht nach den Worten des Ministers, der zugleich Chef des Konzerns ist, zudem in Diskussionen über weitere Verträge für Deutschland. Insgesamt seien so viele europäische und asiatische Länder angesichts der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Energiekrise auf der Suche nach Gaslieferanten, dass Katar kaum hinterherkomme, sagte Al-Kaabi.
ConocoPhillips soll das Gas den Plänen zufolge im östlichen und südlichen North Field vor der Küste Katars fördern und nach Brunsbüttel liefern. Dort ist ein festes LNG-Terminal geplant, das dann genutzt werden soll. Noch in diesem Winter soll dort ein schwimmendes LNG-Terminal in Betrieb gehen, das Flüssiggas von Tankern aufnehmen und noch an Bord in Gas umwandeln kann, um es dann ins Versorgungsnetz einzuspeisen.
Mit dem Abkommen wolle Katar Deutschland und Europa bei ihren Bemühungen um Energiesicherheit unterstützen, sagte der katarische Minister an der Seite von ConocoPhillips-Chef Ryan Lance bei der Unterzeichnungszeremonie. ConocoPhillips ist ein langjähriger Geschäftspartner des katarischen Staatskonzerns. Lance würdigte die Einigung als "wichtigen Beitrag zur weltweiten Energiesicherheit".
Die Verhandlungen für den nun geschlossenen Vertrag dauerten mehrere Monate. Preise wurden von katarischer Seite nicht genannt - es ist laut Industriespezialisten aber anzunehmen, dass Deutschland wegen der vergleichsweise kurzen Laufzeit und des raschen Lieferstarts einen Aufschlag zahlen muss.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte das Land Anfang des Jahres besucht und politische Rahmengespräche geführt, im Nachgang blieben die jeweiligen Firmen in Kontakt hinsichtlich eines Gasabkommens. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach dann bei seinem Besuch in Katar im September von Fortschritten bei den Verhandlungen über Flüssiggas-Lieferungen.
Habeck sagte am Dienstag in Berlin zu dem Abkommen, es sei "schlau von den Unternehmen, die günstigsten Angebote für Verbraucherinnen und Verbraucher auf dem Weltmarkt einzukaufen". Das schließe Katar mit ein - das Emirat sei aber nicht der einzige Akteur auf dem Weltmarkt, fügte er mit Blick auf mögliche weitere Abkommen hinzu.
Aus Habecks Ministerium hieß es, es sei Aufgabe der Unternehmen, die Verträge zu verhandeln. ConocoPhillips beliefere künftig den deutschen Markt über bereits jetzt gebuchte Kapazitäten am festen LNG Terminal Brunsbüttel und schließe die Verträge mit Katar. Zu Details wollte sich eine Sprecherin nicht äußern.
Der Branchenverband Zukunft Gas begrüßte das Abkommen als "positives Signal für landbasierte LNG-Terminals". Der Verband fordere schon lange, nicht nur auf die "kurzfristige Versorgung über die schwimmenden Terminals" zu blicken. Zugleich dürfe der Vertrag mit Katar nicht überbewertet werden. Der Handel entspreche nur drei Prozent des deutschen Jahresbedarfs.
Scharfe Kritik kam von der Linken und von Klimaaktivistin Luisa Neubauer. Der Vertrag mit Katar sei "ein weiterer Sargnagel für die deutschen Klimaziele" und die Lieferung ab 2026 "wirkungslos für die aktuelle Energiekrise", erklärte Vizeparteichef Lorenz Gösta Beutin. Neubauer kritisierte in der "Rheinischen Post" die langfristige Abhängigkeit von dem autokratisch regierten Land und sagte, der Deal werde "eine schnelle Energiewende planmäßig verstellen", wenn bis 2041 Flüssiggas geliefert werde.
L.Gschwend--MP