Spenden in Deutschland bleiben in ersten neun Monaten 2022 auf Rekordniveau
Die Deutschen haben im Jahr des Ukraine-Kriegs trotz Inflation etwa genauso viel gespendet wie im Vorjahr. Zwischen Januar und September 2022 vergaben sie rund 3,8 Milliarden Euro, wie der Deutsche Spendenrat am Donnerstag in Berlin mitteilte. Im Vergleich zum Rekordjahr 2021 stieg die Summe damit leicht um 0,8 Prozent an.
Rund 16 Millionen Menschen spendeten in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres Geld an gemeinnützige Organisationen oder Kirchen. Im Vergleich zum Vergleichszeitraum 2021 sank damit die Zahl der Förderer um 0,8 Millionen Menschen. Der prozentuale Anteil der Spender an der Bevölkerung sank um 1,2 Prozentpunkte auf 24,1 Prozent.
"Das erneute Rekordhoch bei den Spendeneinnahmen ist wahnsinnig erfreulich, insbesondere vor dem Hintergrund der hohen Inflationsdynamik", erklärte der Geschäftsführer des Deutschen Spendenrats, Max Mälzer. Der Rückgang der Spenderzahl auf das Niveau von 2019 und 2020 sei jedoch ein Wermutstropfen.
Pro Spende wurden im Schnitt 41 Euro übergeben. Dies ist der höchste Wert seit Beginn der Erhebung im Jahr 2005. Jeder Spender spendete im Schnitt 5,8 Mal. Im Vorjahreszeitraum war es etwa genauso häufig.
Den Hauptanteil der Hilfsgelder stellte mit 76,7 Prozent - im Vorjahr 78,5 Prozent - erneut die humanitäre Hilfe dar. Dafür war ausschließlich die Not- und Katastrophenhilfe verantwortlich, die um 141 Millionen Euro wuchs. Alle anderen Teile der humanitären Hilfe wie Entwicklungshilfe, Bildung oder Kinder- und Jugendhilfe, verloren im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Das Spendenvolumen bei der Geflüchtetenhilfe konnte sich im Vergleich zu den ersten neun Monaten 2021 mehr als vervierfachen. Es wuchs von 207 Millionen Euro auf 949 Millionen Euro. Die Zahl der Spender stieg um 254 Prozent auf 6,7 Millionen, und die Durchschnittsspende steigerte sich von 40 Euro auf 71 Euro.
Es ist laut Spendenrat anzunehmen, dass die Spenden im Rahmen der Ukraine-Hilfe ausschlaggebend für den Anstieg waren. Während 2021, im Jahr der Flutkatastrophe in Westdeutschland, vor allem örtliche Projekte stark unterstützt wurden, waren es dieses Jahr zu 50 Prozent internationale Projekte.
Die Deutschen unterstützten zudem mit einem Plus von 41 Millionen Euro verstärkt den Sport und den Tierschutz mit einem Plus von neun Millionen Euro. Weniger Geld floss unter anderem für den Natur-, Umwelt- und Klimaschutz sowie die Kultur- und Denkmalpflege. Die Generation der über 70-Jährigen spendete mit 44,5 Prozent am meisten. Ihr durchschnittliches Spendenvolumen sank jedoch leicht.
Für das Gesamtjahr sieht die Prognose - unter Vorbehalt der weiteren Inflationsentwicklung – gut aus. Es werde erwartet, dass das Rekordniveau von 2021 gehalten werden könne. 43 Prozent der Menschen planten, in den kommenden zwölf Monaten genauso viel Geld zu spenden wie im Moment, zwölf Prozent mehr oder sogar deutlich mehr. Die Zahlen basieren auf kontinuierlichen schriftlichen Erhebungen des Instituts GfK bei einer repräsentativen Stichprobe von zehntausend Panelteilnehmern.
M.P.Huber--MP