Kronzeuge im Wirecard-Prozess setzt auf deutliche Strafmilderung
Der als Kronzeuge im Wirecard-Prozess geltende frühere Manager Oliver B. setzt durch seine Aussage auf eine deutliche Strafmilderung für seine eigene Anklage. Wie sein Verteidiger Florian Eder vor Beginn des Strafprozesses am Donnerstag in München sagte, erwartet er einen "sehr, sehr deutlichen Strafnachlass" wegen der umfassenden Aussage seines Mandanten. Er erwarte auch, dass sein seit Mitte 2020 in Untersuchungshaft sitzender Mandant im Laufe des Prozesses freikomme.
B. war früher Geschäftsführer einer Wirecard-Tochter in Dubai und hatte umfassend zu den Scheingeschäften des insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard ausgesagt. Damit belastete er den früheren Konzernchef Markus Braun schwer. Braun ist der Hauptangeklagte in dem Prozess um den Wirecard-Skandal, der am Donnerstag begann.
Wie der Verteidiger von B. weiter sagte, erwartet sein Mandant in dem zunächst auf hundert Verhandlungstage angesetzten Prozess Angriffe der Verteidigung Brauns auf die Glaubwürdigkeit. Diese lasse sich aber nicht erschüttern, die Aussagen von B. seien stimmig. Neben der Erinnerung von direkten Gesprächen mit Braun gebe es auch belastendes Material, das in der Beweisaufnahme zur Sprache kommen werde.
Braun ist als Hauptangeklagter wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs, Untreue, Marktmanipulation und unrichtiger Darstellung angeklagt. Der Wirecard-Skandal gilt als einer der größten Wirtschaftsskandale in Deutschland.
A.Schneider--MP