Aus für Rinderhälften auf den Rücken argentinischer Metzger
Metzger mit Rinderhälften auf dem Rücken - dieses heute noch anzutreffende Bild landwirtschaftlicher Tradition in Argentinien gehört bald der Vergangenheit an. Ein jahrelanger Streit um das Gewicht der zerteilten Rinder und den Schutz der Metzger wurde nun beigelegt. Der Kompromiss: Die Rinder können weiterhin als Hälften verkauft werden, aber die Metzger dürfen sie nicht mehr schultern. Das hat neben gesundheitlichen auf hygienische Gründe.
Seit ihrem Amtsantritt 2019 will die Mitte-links-Regierung von Präsident Alberto Fernández die Rinderhälften-Regelung beenden. "Es geht darum, ob wir den Handel mit Rindfleisch wie vor 150 Jahren betreiben oder so, wie es die sanitären und ernährungsspezifischen Bedingungen sowie die Gesundheit der Arbeiter und der Verbraucher im 21. Jahrhundert erfordern", fasste jüngst Landwirtschaftsminister Juan José Bahillo die Lage zusammen.
Befürworter einer Reform verwiesen darauf, dass die riesigen Fleischstücke, die über 100 Kilogramm wiegen können, mit möglichst wenig Oberflächen in Berührung kommen sollten. Bei den Trägern sollten Wirbelsäulen- und Muskelschäden vermieden werden.
Gegner verwiesen darauf, dass kleinere Betriebe benachteiligt werden könnten, die nicht die Mittel für neue Maschinen hätten. Letztlich fürchten sie durch die Umstellung auch höhere Kosten, die an die Verbraucher weitergegeben werden müssten.
Zuletzt ging es hin und her: Im Jahr 2020 wurde das Maximalgewicht eines Stücks Rindfleisch, das von einem Menschen getragen werden darf, auf 25 Kilogramm gesenkt. Im Jahr darauf wurde es auf 32 Kilogramm erhöht. Doch weiterhin sollten die Rinderhälften abgeschafft werden. Eine entsprechende Resolution wurde Ende 2022 angenommen und dann wegen des Gegenwinds wieder ausgesetzt.
Nun sieht der in dieser Woche gefundene Kompromiss vor, dass die Rinderhälften erlaubt bleiben - jedoch weiterhin nur maximal 32 Kilogramm Fleisch von einem Menschen getragen werden dürfen. Alle schwereren Fleischstücke müssen mit Gerätschaften vom Lastwagen oder aus den jeweiligen Stätten für den Transport gezogen werden. Die Maßnahme soll allmählich eingeführt werden.
In Argentinien wird sehr viel Fleisch gegessen, vor allem Rindfleisch. Der Verzehr pro Kopf liegt bei fast 48 Kilogramm im Jahr.
F.Hartmann--MP