Arbeitsagenturen erwarten "anhaltendes Beschäftigungswachstum"
Die Arbeitsagenturen in Deutschland erwarten ein "anhaltendes Beschäftigungswachstum" in den kommenden Monaten. Arbeitskräfte seien aktuell "so knapp wie seit dem Wirtschaftswunder nicht mehr", erklärte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Freitag. Eine Ifo-Umfrage ergab, dass die Einstellungsbereitschaft der Firmen zugelegt hat. Das IW ermittelte, in welchen Berufen bis 2026 die meisten Fachkräfte fehlen - es sind Erzieherinnen, Software-Entwickler und Altenpfleger.
Das IAB erklärte: "Die Arbeitsagenturen erwarten, dass der Arbeitsmarkt die Folgen der Energiekrise überwindet." Die Zeiten steigender Arbeitslosigkeit infolge des Krieges dürften vorbei sein, sagte Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen. Das vom IAB ermittelte Arbeitsmarktbarometer stieg im Januar den dritten Monat in Folge.
Das Beschäftigungsbarometer des Münchner Ifo-Instituts legte im Januar ebenfalls zu. Laut der Umfrage wollen Firmen besonders in der Industrie und dort im Bereich Maschinenbau und Elektroindustrie Arbeitskräfte einstellen. Auch bei den Dienstleistern nahm die Einstellungsbereitschaft zu. In der IT sind ebenfalls viele Jobs vakant. Nach Einschätzung des Forschungsinstituts sind die aktuellen Entlassungen bei großen IT-Firmen eine "Chance" für kleine und mittlere Betriebe.
Im Handel sind die Pläne zu Einstellungen und Entlassungen ungefähr ausgewogen, im Bauhauptgewerbe gibt es trotz des schwierigen Umfelds "leicht positive Beschäftigungserwartungen", wie das Ifo weiter ausführte.
Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) erstellte ein Modell, das die empirischen Trends der vergangenen sieben Jahre bis 2026 fortschreibt - also dass ähnlich viele Menschen nach Deutschland zuwandern oder dass die Menschen jedes Jahr etwas später in Rente gehen. Im Jahr 2026, so die Prognose, könnte es zwar 152.000 mehr Erzieher und Erzieherinnen geben - weil der Bedarf so groß ist, würden dann aber immer noch 23.000 Fachkräfte in dem Bereich fehlen.
Die Zahl der Software-Experten dürfte demnach im Vergleich zu 2021 um 50 Prozent auf 84.500 zulegen - doch auch hier werde die Lücke auf knapp 7000 Fachkräfte steigen. Ähnlich ist die Lage in der Kranken- und Altenpflege: Auch dort werden künftig deutlich mehr Menschen arbeiten, aber "längst" nicht genug, um den Bedarf zu decken. Bankkaufleute dagegen werden weniger gebraucht, so das IW.
Die Arbeitsmarktlage in Deutschland ist weiterhin besser als in anderen Teilen Europas, wie das IAB betonte. Das deutsche Arbeitsmarktbarometer lag im Januar bei 102,9 Punkten, das entsprechende europäische Barometer bei 100,5 Punkten. Zwischen den europäischen Ländern sei die Entwicklung aber sehr unterschiedlich. "Die besten Arbeitsmarktaussichten gibt es momentan in Mitteleuropa", erklärte Experte Weber. Für alle Länder bestünden im Falle einer weiteren geopolitischen Eskalation aber erhebliche Risiken, warnte er.
F.Koch--MP