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Frauen verdienten 2022 pro Stunde 18 Prozent weniger als Männer
Frauen verdienten 2022 pro Stunde 18 Prozent weniger als Männer / Foto: PHILIPPE HUGUEN - AFP/Archiv

Frauen verdienten 2022 pro Stunde 18 Prozent weniger als Männer

Frauen haben in Deutschland im Jahr 2022 pro Stunde 18 Prozent weniger verdient als Männer. Der Stundenlohn von Frauen lag nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Montag bei durchschnittlich 20,05 Euro, der von Männern bei 24,36 Euro. Bei "vergleichbarer Qualifikation, Tätigkeit und Erwerbsbiografie" beträgt die Verdienstlücke demnach noch rund sieben Prozent. Im EU-Vergleich steht Deutschland beim sogenannten Gender Pay Gap schlecht da.

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Wie das Statistikamt ausführte, sind knapp zwei Drittel der geschlechterspezifischen Verdienstunterschiede darauf zurückzuführen, dass Frauen häufiger schlechter bezahlte Berufe ausüben und dass sie häufiger in Teilzeit arbeiten. Werden diese Faktoren herausgerechnet, bleibt die "bereinigte Verdienstlücke" von sieben Prozent.

Die Statistiker verweisen darauf, dass es weitere Gründe für die Verdienstunterschiede geben dürfte, die noch nicht einberechnet werden, wie etwa Erwerbsunterbrechungen aufgrund von Schwangerschaft, Geburt von Kindern oder Pflege von Angehörigen. "Der bereinigte Gender Pay Gap ist daher als 'Obergrenze' für Verdienstdiskriminierung zu verstehen", erklärten sie.

Der Wert von 18 Prozent liegt etwa auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr. Beim "bereinigten Wert", der nur alle vier Jahre erhoben wird, gab es im Vergleich zu 2018 eine Verschlechterung um einen Prozentpunkt. Damals waren es sechs Prozent gewesen.

Bei der Gesamtzahl wird die Lücke im langfristigen Vergleich zumindest kleiner. Zu Beginn der Messung im Jahr 2006 betrug sie noch 23 Prozent. Weiterhin besteht ein großer Unterschied zwischen West- und Ostdeutschland, der sich jedoch verringert: Im Osten verdienten Frauen 2022 sieben Prozent weniger, im Westen waren es 19 Prozent. 2006 hatte die Lücke im Osten nur sechs Prozent betragen, Westen waren es 24 Prozent.

"Die Entgeltlücke in Deutschland ist nach wie vor eine der höchsten in der Europäischen Union", erklärte dazu die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Elke Hannack. Der DGB verweist auf Berechnungen des Statistischen Bundesamts, wonach die Verdienstlücke im EU-Durchschnitt 13 Prozent beträgt. Das sind fünf Prozentpunkte weniger als in Deutschland, das damit EU-weit auf dem viertletzten Platz liegt. Noch schlechter ist die Lage nur in Lettland, Estland und Österreich. Spitzenreiter sind Luxemburg und Rumänien mit einem beziehungsweise zwei Prozent.

Der DGB sieht sieht dringenden Handlungsbedarf. Die hohe Entgeltlücke sei nicht nur "ein eklatantes Gerechtigkeitsproblem", sondern auch "ein echter Wettbewerbsnachteil" für die deutsche Wirtschaft, warnte Hannack. "In der Debatte um Fachkräftegewinnung geht leider viel zu oft unter, dass Entgeltgleichheit ein wichtiger Faktor ist, wenn es um die Steigerung der Frauenerwerbstätigkeit geht."

Verringern werde sich die Entgeltlücke allerdings erst dann, "wenn die personennahen Dienstleistungsberufe endlich aufgewertet werden", erklärte die DGB-Vize weiter. Gerade Beschäftigte in frauendominierten Berufen wie in der Pflege und in den Kitas, müssten "schlicht mehr verdienen". Damit könne man zugleich "diese systemrelevanten Berufe attraktiver machen".

Kritik an der Ermittlung des Gender Pay Gap äußerte die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw). Es sei wenig aussagekräftig, Männer und Frauen mit völlig unterschiedlichen Qualifikationen, Berufen und Erwerbsbiografien miteinander zu vergleichen, erklärte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. In Bayern ist die Verdienstlücke mit 21 Prozent besonders groß.

L.Sastre--MP