Handel rechnet für 2023 preisbereinigt mit Umsatzrückgang um drei Prozent
Der Handelsverband Deutschland (HDE) erwartet für 2023 preisbereinigt einen Umsatzrückgang um drei Prozent. Das ist das Ergebnis einer am Dienstag in Berlin veröffentlichten Umfrage unter rund 900 Handelsunternehmen. Das Statistische Bundesamt verzeichnete auch für 2022 eine negative Geschäftsentwicklung im Einzelhandel.
"Der Einzelhandel behauptet sich 2023 unter nach wie vor schwierigen Bedingungen gut, verliert jedoch leicht an Boden", erklärte der HDE-Präsident Alexander von Preen. Knapp die Hälfte der Unternehmen erwartet demnach im laufenden Jahr Umsätze auf Vorjahresniveau oder knapp darüber. Etwa ein Drittel rechne mit einer Umsatzentwicklung leicht unter den Vorjahreswerten. 18 Prozent gehen von deutlichen Umsatzrückgängen aus.
"Das Umfeld bleibt von Unsicherheit geprägt, jedoch bietet die Digitalisierung nach wie vor große Chancen", erklärte von Preen. Wachstumstreiber bleibt demgemäß vor allem der Online-Handel, für den nominal ein Zuwachs um acht Prozent erwartet werde (preisbereinigt plus vier Prozent). Dabei gewinnen Misch-Modelle aus Online- und stationärem Handel an Bedeutung.
In der HDE-Umfrage gaben 36 Prozent der Befragten an, einen eigenen Online-Shop zu betreiben, 19 Prozent verkaufen Waren über Online-Marktplätze. Manche nutzen auch beide Modelle parallel. 56 Prozent verkaufen keine Waren im Internet. "Die Digitalisierung ist im Einzelhandel längst angekommen", hob von Preen dennoch hervor.
Als große Herausforderung 2023 nennt der HDE den Fachkräftemangel. Die Branche habe zwar trotz der Krisen in den vergangenen Jahren ihr Stellenangebot ausgebaut. Es könnten aber nicht alle angebotenen Arbeitsplätze besetzt werden. 63 Prozent der Händlerinnen und Händler gaben in der Umfrage an, dass sie unter einem Mangel an Arbeitskräften leiden. Mit einer Ausbildungskampagne will der Verband dem entgegenwirken.
"Wir müssen künftig noch besser die Attraktivität des Einzelhandels und seiner Arbeitsplätze mit einer Vielfalt an Entwicklungsmöglichkeiten darstellen", erklärte dazu von Preen. Er verwies auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA), wonach es zuletzt im Handel mehr als 50.000 offene Stellen gab. Die Zahl der Beschäftigten im Einzelhandel gab die BA zum Stichtag 30. Juni 2022 mit gut 3,1 Millionen Menschen an, 1,6 Prozent mehr als im Juni 2021.
Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, gab es 2022 einen Umsatzrückgang um preisbereinigt 0,6 Prozent. Zwar wurde nominal ein Plus von 7,8 Prozent verzeichnet, wegen der hohen Inflation entsprach dies aber real einem Rückgang, das vor allem aus dem zweiten Halbjahr resultierte. Hier gingen die Umsätze preisbereinigt sogar um 4,1 Prozent zurück, während sie in den ersten sechs Monaten des Jahres noch um 3,1 Prozent gestiegen waren.
Maßgeblich für die negativen Gesamtzahlen war laut Statistikbehörde vor allem ein Minus um preisbereinigt 4,6 Prozent im Lebensmittelhandel. Bei Nicht-Lebensmitteln gab es hingegen ein Plus von zwei Prozent, im Textilbereich sogar um 27 Prozent. Allerdings blieben auch hier die Zahlen unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie.
Negativ auf die Einzelhandelsumsätze wirken laut HDE die hohe Inflation und die damit verbundenen Reallohnverluste der Verbraucherinnen und Verbraucher. Daraus ergebe sich eine Kaufzurückhaltung, die zunehmend auch die Mittelschicht erreiche. Der HDE rechnet unter diesen Bedingungen damit, dass die Zahl der Betriebe 2023 weiter sinkt.
A.Roth--MP