IW: Wunsch nach weniger Arbeitszeit gefährdet Wohlstand in Deutschland
Einer Studie zufolge wünschen sich nicht nur junge Menschen in Deutschland immer kürzere Arbeitszeiten. Wie das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln am Donnerstag mitteilte, würden sich Männer und Frauen über mehr Freizeit freuen - und das egal in welchem Alter. Das gefährdet nach Ansicht der Forschenden den Wohlstand hierzulande. Deshalb müsse die Politik längere Arbeitszeiten durch Anreize fördern.
Die Zahlen des IW aus dem Jahr 2021 zeigen, dass sich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer über 40 Jahren mit rund 32 Stunden weniger Arbeitszeit wünschen als die jüngeren Gruppen. Der Schnitt der unter 25-Jährigen lag den Angaben zufolge bei 35 Stunden, Arbeitende zwischen 26 und 40 Jahren wollten 2021 knapp 34 Stunden arbeiten.
Während die Arbeitszeitwünsche älterer Frauen über die Zeit weitgehend stabil geblieben sind, wünschten sich Frauen unter 25 Jahren im Jahr 2021 eine Wochenarbeitszeit von 33 Stunden, im Jahr 2007 waren es noch 37 Wochenstunden. Bei Männern ist die Wunscharbeitszeit indes über alle Altersgruppen hinweg gesunken. So wollten Männer zwischen 26 und 40 Jahren im Jahr 2007 fast 40 Stunden arbeiten, 2021 waren es im Schnitt 36 Stunden.
"Das ist problematisch, denn Deutschland altert enorm", erklärte das IW. In den nächsten Jahren erreichten deutlich mehr Menschen das Rentenalter als Jüngere nachrücken. Es sei fraglich, ob ausländische Arbeitskräfte diese Lücke schließen könnten. "Diese Entwicklung gefährdet unseren Wohlstand. Deutschland kann es sich nicht leisten, die Arbeitszeit zu verkürzen", mahnte Holger Schäfer vom IW.
Stattdessen müssten die Menschen eher ein bis zwei Stunden die Woche mehr arbeiten. "Hier ist die Politik gefragt: Sie muss dringend Anreize und Rahmenbedingungen schaffen, um längere Arbeitszeiten zu fördern", forderte Schäfer.
Ein FDP-Vorstoß zur steuerlichen Begünstigung von Überstunden hatte kürzlich für Diskussionen gesorgt. Die Partei hatte in einem Papier zur Stärkung der Wirtschaft vorgeschlagen, sowohl eine begrenzte Zahl von Überstunden als auch ausbezahlte Überstundenzuschläge steuerfrei zu stellen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund hatte das als "verrückte Idee" abgelehnt. Auch den Renteneintritt mit 63 Jahren lehnt die FDP unter Verweis auf den Fachkräftemangel ab.
L.Sastre--MP