Anteil von Frauen in Führungsetagen so hoch wie noch nie
Der Anteil von Frauen in den Chefetagen deutscher börsennotierter Unternehmen ist so hoch wie noch nie. Wie eine am Montag veröffentlichte Studie der Initiative Fidar (Frauen in die Aufsichtsräte) zeigt, kletterte der Anteil von Frauen in Aufsichtsräten bis Mai dieses Jahres auf 37,3 Prozent - und damit auf ein neues Rekordhoch. Grund für die Zunahme sei auch die Einführung fester Quoten.
Damit lag die Quote in den Aufsichtsräten der 180 betrachteten Konzerne zwei Prozentpunkte über dem Vorjahreswert. In den Vorständen der Unternehmen kletterte der Anteil der Frauen im Vorjahresvergleich um einen Prozentpunkt auf 19,3 Prozent. Und im Juni und Juli kamen nach Redaktionsschluss des Women-on-Board-Index sechs weitere Frauen in den Vorständen hinzu, erklärte Fidar.
Insgesamt gab es in den Aufsichtsräten der untersuchten Unternehmen demnach 2070 Plätze, von denen 773 mit Frauen besetzt waren. Trotz des Anstiegs ist jedoch die Zahl der weiblichen Aufsichtsratsvorsitzenden im Jahresvergleich konstant geblieben. Lediglich zehn der 180 Firmen haben eine Frau an der Spitze des Kontrollgremiums.
In den Vorständen sind mittlerweile 146 Frauen vertreten, von insgesamt 757 Mitgliedern. Verglichen mit der ersten Erhebung von Fidar 2011 ist das eine deutliche Steigerung. Damals lag der Frauenanteil bei nur drei Prozent, 20 von 664 Vorstandsposten waren mit Frauen besetzt.
Grund für den Anstieg sei vor allem die 2015 eingeführte Quote von 30 Prozent Frauen in Aufsichtsräten, die den Angaben nach 104 der 180 Unternehmen betreffen. Hinzu komme das seit August 2022 geltende Mindestbeteiligungsgebot. Es sieht vor, dass börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als drei Vorstandsmitgliedern ihre Vorstände bei Neubesetzungen mit mindestens einer Frau und einem Mann besetzen müssen. Die Regelung trifft auf derzeit 65 Unternehmen zu.
Bundesfrauenministerin Lisa Paus (Grüne) wertet die aktuellen Zahlen als Erfolg der gesetzlichen Vorgaben. "Unser langfristiger Anspruch ist aber, dass die Führungsetagen paritätisch besetzt sind. Dafür müssen die Unternehmen der Privatwirtschaft das Tempo weiter anziehen", erklärte sie.
Auch die Präsidentin der Fidar, Anja Seng, forderte mehr Geschwindigkeit, um das Ziel der gleichberechtigten Besetzung von Führungspositionen zu erreichen. "Wenn die Unternehmen nicht mehr Engagement zeigen, muss der Gesetzgeber handeln", erklärte Seng. Jedes Unternehmen brauche eine verbindliche und transparent einsehbare Strategie für die gleichberechtigte Teilhabe auf allen Führungsebenen.
Seit Einführung der Vorgabe zur Mindestbeteiligung wuchs der Anteil der Frauen in den Vorständen seit 2022 um 4,6 Prozentpunkte. Bei den 104 der Aufsichtsratsquote unterliegenden Unternehmen lag der Frauenanteil im Vorstand zuletzt bei 21,7 Prozent. In den Unternehmen ohne Quote indes stagniert er bei 14,9 Prozent. 65 der 180 untersuchten Unternehmen haben gar keine Frau im Vorstand.
Monika Schulze-Strelow, Gründungsmitglied von Fidar, forderte daher, die Quoten auf mehr Unternehmen auszuweiten. "Freiwillige Selbstverpflichtungen funktionieren in der deutschen Wirtschaft nicht", kritisierte sie. Alle Unternehmen, die keiner Quote unterliegen, sind verpflichtet, Zielgrößen für ihren Frauenanteil in Aufsichtsrat, Vorstand und zweiter Managementebene festzulegen. 23 Unternehmen gaben dabei das Ziel "Null" an, sie planen also nicht, Frauen in den Vorstand zu holen. Der überwiegende Teil davon (17) seien Unternehmen, die nicht der Aufsichtsratsquote unterliegen.
L.Sastre--MP