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Suche nach Unglücksursache nach Flugzeugabsturz in Brasilien mit 61 Toten
Suche nach Unglücksursache nach Flugzeugabsturz in Brasilien mit 61 Toten / Foto: MIGUEL SCHINCARIOL - AFP

Suche nach Unglücksursache nach Flugzeugabsturz in Brasilien mit 61 Toten

Nach dem Flugzeugabsturz mit 61 Toten in Brasilien hat die Suche nach der Unglücksursache begonnen. Bei dem Absturz am Freitag im Bundesstaat São Paulo im Südosten Brasiliens gab es keine Überlebenden, wie die Fluggesellschaft Voepass mitteilte. Auf Videos war zu sehen, wie sich die Maschine in der Luft drehte und dann mit hoher Geschwindigkeit fast senkrecht in ein Wohngebiet in einer Kleinstadt stürzte.

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Die brasilianische Behörde für die Untersuchung und Vermeidung von Flugunfällen Cenipa nahm Ermittlungen zur Unglücksursache auf. Die Maschine des französisch-italienischen Flugzeugbauers ART war auf dem Weg von Cascavel im südlichen Bundesstaat Parana zum internationalen Flughafen von Guarulhos in der Nähe der Stadt São Paulo gewesen.

Nach Angaben der Fluggesellschaft Voepass befanden sich an Bord der Unglücksmaschine 57 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder. Der Absturz ereignete sich gegen 13.25 Uhr (Ortszeit; 18.25 Uhr MESZ) in Vinhedo, einer Kleinstadt mit 76.000 Einwohnern rund 80 Kilometer nordwestlich von São Paulo.

Die Menschen in Vinhedo waren geschockt. Der Fernfahrer Martins Barbosa arbeitete, als sich das Unglück rund 150 Meter von seiner Wohnung entfernt ereignete: "Ich habe gedacht, es ist womöglich auf mein Haus gefallen, mit meinem Sohn drin", sagte der 49-Jährige. Erst später erfuhr er, dass es seiner Familie gut geht. In dem Wohngebiet gab es zum Glück keine weiteren Opfer.

"Das war schrecklich, wir haben das Flugzeug sich mehrmals um sich selbst drehen und abstürzen sehen. Gott hat uns gerettet, es fehlte nur wenig, dann wäre es (das Flugzeug) auf mein Haus gestürzt. Ich kann gar nicht aufhören, zu zittern", berichtete Edna Barbosa im Fernsehsender SBT.

Die Anwohnerin Nathalie Cicari sagte dem Fernsehsender CNN Brasil: "Ich habe gegessen, als ich ein lautes Geräusch sehr nahe hörte, wie von einer Drohne, aber viel lauter." Sie sei dann auf den Balkon gerannt und habe das sich drehende Flugzeug gesehen. "Ich hatte gerade noch Zeit, mich zu ducken und zu beten, wie sie es in den Filmen tun, dann hörte ich das gewaltige Krachen des Absturzes." Videoaufnahmen in lokalen Medien zeigten schwarzen Rauch, der von der Absturzstelle in dem Wohngebiet aufstieg. Cicari wurde nicht verletzt, musste aber ihr Haus räumen, das voller Rauch war.

Guilherme Derrite von der staatlichen Sicherheitsbehörde von São Paulo sagte vor Journalisten am Unglücksort, die Blackbox des Flugzeugs vom Typ ATR 72-500 sei "bereits gefunden" worden. Sie ist demnach "offenbar intakt".

Die zweimotorige Turboprop-Maschine sei "ohne Flug-Einschränkungen, mit allen Geräten voll einsatzfähig" gestartet, versicherte die Fluggesellschaft. Die Luftwaffe teilte mit, dass der Kontakt zu der Maschine plötzlich abgebrochen sei, einen Notruf habe es nicht gegeben.

An der Absturzstelle waren Feuerwehrleute, Polizeibeamte sowie Vertreter der Militärpolizei im Einsatz. Die Identifikation der Leichen habe begonnen und werde "die ganze Nacht andauern", sagte der Gouverneur von São Paulo, Tarcisio de Freitas.

Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva sprach von einem "tragischen Unfall" und rief drei Tage nationale Trauer aus. Auch der Bürgermeister von Cascavel, Leonardo Paranhos, sprach von einer "Tragödie für uns alle". Den Angehörigen der Opfer bot er die Unterstützung der Behörden an.

Die Fluggesellschaft erklärte, dass sie mit den Behörden zusammenarbeite, um die Ursachen des Unfalls zu ermitteln. Den Familien der Opfer werde volle Unterstützung gewährt.

Die Unglücksmaschine war nach Angaben der Internet-Seite planespotters.net seit April 2010 im Einsatz. Vor dem Absturz am Freitag hatte die Behörde Cenipa in Brasilien in diesem Jahr 108 Unfälle mit Flugzeugen registriert - mit 49 Toten.

Im Januar 2023 war ein anderes ART-72-Flugzeug von Yeti Airlines in Nepal abgestürzt. Damals kamen alle 72 Insassen ums Leben. Die Behörden machten einen Pilotenfehler für den Absturz verantwortlich.

T.Murphy--MP