Krise bei VW: Tarifverhandlungen starten früher als geplant
Die ursprünglich für Ende Oktober geplanten Tarifverhandlungen bei Volkswagen starten bereits am 25. September. Die IG Metall Niedersachsen teilte am Donnerstag mit, das Volkswagen-Management habe sich nach "massivem Druck" der Gewerkschaft dazu bereit erklärt, dass die Verhandlungen früher als geplant beginnen. Der Konzern erklärte seinerseits, sich "zusammen mit der Gewerkschaft" auf den früheren Termin "geeinigt" zu haben.
Volkswagen hatte am Dienstag unter anderem den Zukunftstarifvertrag zur Beschäftigungssicherung gekündigt. Damit sind ab Juli 2025 betriebsbedingte Kündigungen möglich. Der Konzern kündigte nach eigenen Angaben zudem die Entgelttarifverträge und die Ausbildungsvergütungen zum 30. November dieses Jahres.
IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger bekräftigte am Donnerstag den Widerstand der Gewerkschaft. "Wir werden in den Verhandlungen deutlich machen: Werksschließungen und Massenentlassungen wird es mit uns nicht geben. Wenn nötig, dann werden zehntausende Kolleginnen und Kollegen dies mit Nachdruck untermauern."
Die IG Metall fordert in der regulären Tarifrunde sieben Prozent mehr Lohn sowie 170 Euro mehr für die Auszubildenden. Sie begründet dies mit der schwachen Binnenkonjunktur, die besonders unter der Kaufzurückhaltung der Verbraucherinnen und Verbraucher leide.
Volkswagen sprach am Donnerstag von einer "aktuell herausfordernden Situation". Auch wegen der daraus entstandenen "Verunsicherungen" hätten sich die Tarifparteien "darauf verständigt, den ursprünglich für Ende Oktober geplanten Start der Tarifrunde um einen Monat vorzuziehen". Zu den konkreten Forderungen äußerte sich das Unternehmen nicht.
Noch nicht gekündigt wurden die Tarifverträge in den sächsischen Werken von Volkswagen. Die Werke mit den Hauptstandorten in Zwickau, Chemnitz und Dresden seien außerhalb der Volkswagengruppe organisiert, erklärte die IG Metall Sachsen. Bezirksleiter Dirk Schulze warnte VW nun vor diesem Schritt. "Wir lehnen jeden Abstrich an der Beschäftigungssicherung entschieden ab. Alle Standorte müssen bleiben." Das Management müsse stattdessen ein überzeugendes Zukunftskonzept vorlegen, "statt einseitig auf Kürzungen und Abbau zu setzen".
Bei Volkswagen läuft am 30. November die Friedenspflicht aus, "ergo wären am Folgetag - also dem 1. Dezember - Warnstreiks möglich", warnte Gröger. Zuletzt hätten 2018 mehrere zehntausend Kolleginnen und Kollegen der Volkswagen-Belegschaft bei Warnstreiks die Arbeit niedergelegt.
G.Loibl--MP