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Einkommenschwache Familien mit Kindern leiden besonders unter Inflation
Einkommenschwache Familien mit Kindern leiden besonders unter Inflation / Foto: ANDRE PAIN - AFP

Einkommenschwache Familien mit Kindern leiden besonders unter Inflation

Familien mit niedrigem Einkommen leiden überdurchschnittlich unter der hohen Inflation: Laut Berechnungen des Instituts für Makroökonomie (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung stieg die Inflationsrate für Paare mit zwei Kindern und bis zu 2600 Euro Nettomonatslohn im April um 8,0 Prozent - für Singles mit über 5000 Euro Einkommen dagegen betrug die persönliche Inflationsrate 6,2 Prozent. Im Durchschnitt stiegen die Verbraucherpreise im April um 7,4 Prozent.

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Das IMK berechnete die persönliche Teuerungsrate danach, wofür Haushalte ihr Geld ausgeben, wie das Institut am Donnerstag mitteilte. Am stärksten verteuern sich derzeit Haushaltsenergie, Essen und Tanken. Familien mit wenig Einkommen geben einen größeren Teil ihrer Ausgaben für solchen Grundbedarf aus als hochbezahlte Singles. Bei letzteren sind die drei großen Preistreiber nur für die Hälfte der persönlichen Teuerungsrate verantwortlich. Bei Familien mit wenig Geld machen sie drei Viertel aus.

Auch für vierköpfige Familien mit mittlerem Einkommen - 3600 bis 5000 Euro netto - und Alleinerziehende liegt die Teuerung laut Studie daher höher als im Durchschnitt: bei 7,6 beziehungsweise 7,5 Prozent.

Die Entlastungspakete der Bundesregierung helfen nur beschränkt, konstatierte das IMK. Alleinerziehende mit bis zu 2600 Euro Nettoeinkommen etwa würden von der Regierung im Gesamtjahr um 629 Euro entlastet. Die Preissteigerungen bei Energie und Lebensmitteln bedeuten aber für sie allein von Januar bis April Zusatzkosten von 330 Euro. Auch bei Paaren mit zwei Kindern, bei denen ein Elternteil berufstätig ist, betragen die Zusatzkosten bis April bereits über die Hälfte der Entlastung für das ganze Jahr.

Eine "gravierende Lücke" zeige sich insbesondere bei Rentnerinnen und Rentnern, auch mit niedrigen Einkommen: Deren Belastung durch stark gestiegene Energie- und Nahrungsmittelpreise war bereits im Vier-Monatszeitraum von Januar bis April mehr als drei Mal so hoch wie die für das Gesamtjahr vorgesehene Entlastung: 151 Euro gegenüber 46 Euro.

"Hier muss nachgesteuert werden, um soziale Härten und eine weitere Spreizung der sozialen Schere zu verhindern", erklärte das IMK. Je nach Verlauf der Pandemie und des Ukraine-Krieges müsse zudem "insgesamt bei der Unterstützung von Haushalten mit geringem Einkommen nachgelegt werden".

D.Richter--MP