Autokonzerne erleben dank Chipkrise "profitable Sonderkonjunktur"
Das knappe Angebot an Computerchips beschert den globalen Autokonzernen einer Studie zufolge eine "profitable Sonderkonjunktur": Der Umsatz der weltweit 16 größten Hersteller stieg im zweiten Quartal um 13 Prozent an, wie die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY in Stuttgart berechnete. Nach wie vor sei die Nachfrage nach Autos größer als das Angebot - "das gibt den Autokonzernen weiter Rückenwind".
Die Hersteller müssten kaum noch Preisnachlässe gewähren, sondern könnten inzwischen teilweise sogar Preiserhöhungen durchsetzen, erläuterte EY-Experte Constantin Gall am Freitag. Das treibe den Umsatz bei den meisten Konzernen.
Derzeit herrscht weltweit ein Mangel an Computerchips. Da die Bauteile auch in Autos eine zentrale Rolle spielen, begrenzt das die Produktionskapazität und macht Neuwagen knapp. In derartigen Situationen können Hersteller höhere Preise durchsetzen.
Zugleich ging deren Absatz um zehn Prozent zurück. Wichtige Märkte wie China, USA und Europa schwächeln derzeit. So brachen die Verkaufszahlen in China nach Erkenntnissen von EY um 24 Prozent ein.
Umsatzspitzenreiter unter den Branchenschwergewichten war VW mit 70 Milliarden Euro vor Toyota mit 61 Milliarden Euro und die Opel-Mutter Stellantis mit 44 Milliarden Euro. Beim Gewinn hatten im zweiten Quartal Mercedes-Benz mit 4,6 Milliarden Euro, VW mit 4,5 Milliarden Euro und Toyota mit 4,2 Milliarden Euro die Nase vorn.
Die höchste Gewinnmarge verbuchte laut Analyse erneut Tesla mit 14,6 Prozent vor Mercedes-Benz mit 12,7 Prozent und Kia mit 10,2 Prozent. Im Durchschnitt lag die Marge der Unternehmen bei 7,9 Prozent und damit unter dem Vergleichsniveau des Vorjahres, als sie bei 9,8 Prozent lag. EY wertete das als Zeichen einer beginnenden Normalisierung der Geschäftslage.
"Die Zeiten der Traummargen sind bald vorbei", erklärte EY-Experte Peter Fuß. Die Versorgung mit Halbleitern dürfte sich in den nächsten Monaten langsam verbessern, was wieder zu Produktionssteigerungen und einem größeren Angebot an Neuwagen führe. Gleichzeitig kündigten sich Probleme auf der Nachfrageseite an, da eine weltweite Rezession drohe und Europa derzeit eine Energiekrise erlebe.
D.Richter--MP