Münchener Post - Deutsche Bahn sieht Neun-Euro-Ticket nach drei Monaten als "vollen Erfolg"

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Deutsche Bahn sieht Neun-Euro-Ticket nach drei Monaten als "vollen Erfolg"
Deutsche Bahn sieht Neun-Euro-Ticket nach drei Monaten als "vollen Erfolg" / Foto: Tobias SCHWARZ - AFP/Archiv

Deutsche Bahn sieht Neun-Euro-Ticket nach drei Monaten als "vollen Erfolg"

Kurz vor dem Auslaufen des bundesweiten Neun-Euro-Tickets hat sich die Deutsche Bahn mit dem Modellprojekt zufrieden gezeigt. "Das Experiment ist ein voller Erfolg gewesen", erklärte Regionalverkehrschefin Evelyn Palla am Sonntag. Der Deutsche Städtetag forderte ein Ende des Gezerres zwischen Bund und Ländern um eine Nachfolgeregelung.

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Palla nannte es besonders erfreulich, dass in den vergangenen drei Monaten im Regionalverkehr durchschnittlich etwa zehn Prozent mehr Fahrgäste unterwegs gewesen seien als vor der Coronakrise. Nach Unternehmensangaben verkaufte allein die Deutsche Bahn rund 26 Millionen Neun-Euro-Tickets.

"Jeder fünfte Nutzer hat die öffentlichen Verkehrsmittel sogar neu für sich entdeckt", erklärte der Konzern. Das Ticket, mit dem für neun Euro pro Monat bundesweit jeglicher Regional- und Nahverkehr genutzt werden konnte, war im Juni gestartet. Zum Monatsende läuft die Entlastungsmaßname aber aus. Über Möglichkeiten einer Fortsetzung in geeigneter Form wird politisch gerungen.

Der Deutsche Städtetag fordert eine schnelle Einigung auf eine Folgeregelung für das in wenigen Tagen endende Ticket. "Das ständige Ping-Pong-Spiel – wir zahlen nicht, ihr müsst es tun – bringt uns nicht weiter", sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy der "Rheinischen Post".

Nötig sei eine "schnell greifende, dauerhafte Anschlusslösung". Bund und Länder müssten sie "gemeinsam tragfähig finanzieren", sagte Dedy. Die Mobilitätswende funktioniere nur, wenn Bund und Länder an einem Strang zögen. Die Kommunen wollten, "dass mehr Menschen das Auto stehen lassen und häufiger Bus und Bahn nutzen - der starke Zuspruch für das Neun-Euro-Ticket gibt uns dafür gerade Rückenwind."

Die Linke forderte eine Fortsetzung des Neun-Euro-Tickets bis zum Jahresende und danach ein "bundesweites Ein-Euro-Ticket". Außerdem müssten Bus- und Bahnnetze "massiv ausgebaut" und "langfristig kostenfrei" werden, erklärte Bundeschefin Janine Wissler in Berlin. Der Ampelkoalition im Bund warf sie vor, bei der Diskussion um das Ticket "konzeptlos" zu sein.

Bei einer Sonderkonferenz am Freitag hatten die Verkehrsminister der Länder den Bund aufgefordert, "zeitnah einen tragfähigen und nachhaltigen Vorschlag zur Nachfolge des Neun-Euro-Tickets" vorzulegen. Sie forderten den Bund auch auf, die Kosten zu übernehmen.

Der nordrhein-westfälische Umwelt- und Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) machte in der "Rheinischen Post" den Bund für das Fehlen einer Nachfolgeregelung für das Neun-Euro-Ticket verantwortlich. Der Bund sei am Zug, für ein Konzept und eine schlüssige Finanzierung zu sorgen. Die Länder hätten am Freitag einstimmig dafür votiert, dass es ein Nachfolgemodell geben solle.

Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschafts- und Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) erklärte in Schwerin, das Modell des Neun-Euro-Tickets habe sich "in den drei Monaten weitgehend bewährt". Es habe die Bürger entlastet und sei ein Beitrag zu Mobilitätswende und Klimaschutz. "Eine Nachfolgelösung wird gebraucht", betonte Meyer. Diese hänge allerdings stark von der Beteiligung des Bundes ab.

Der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) schlug "ein 31-Euro-Ticket für Bedürftige und ein 69-Euro-Ticket für alle Anderen" vor. "Das würde ungefähr zwei Milliarden Euro kosten", wovon der Bund den Großteil übernehmen müsse, sagte er im Hessischen Rundfunk. Die Bundesregierung müsse ihrer Verantwortung gerecht werden und mehr Mittel zur Verfügung stellen.

Die Eisenbahnergewerkschaft EVG bekundete indes, dass die meisten Bahnbeschäftigten froh über bevorstehende Ende des Neun-Euro-Tickets seien. Dieses sei zwar ein Erfolg, "die Beschäftigten aber sind am Ende und machen drei Kreuze am 31. August, wenn das Ticket ausläuft", sagte Vizegewerkschaftschef Martin Burkert der "Augsburger Allgemeinen". "Personal und Material sind durch den Ansturm überlastet", ergänzte er zur Begründung.

M.Schulz--MP