Befragung: Mehrheit der Jugendlichen vertraut Medien nicht
Eine Mehrheit der Jugendlichen hat einer Umfrage zufolge kein Vertrauen in die Medien. Wie die am Dienstag in Leverkusen vorgestellte sogenannte Vertrauensstudie der Universität Bielefeld im Auftrag der Bepanthen-Kinderförderung des Pharmakonzerns Bayer ergab, vertrauen 75,8 Prozent der Jugendlichen Zeitungen und 71,6 Prozent Journalisten nicht. Für die Untersuchung wurden mehr als 1500 sechs- bis elfjährige Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre befragt.
Mit 37,9 Prozent vermutet mehr als ein Drittel der jungen Menschen, dass die Medien absichtlich wichtige Informationen zurückhalten. 32,8 Prozent denken, dass Medienschaffende nur ihre eigene Meinung verbreiten.
Auch das Vertrauen in öffentliche Einrichtungen wie Behörden oder politische Organisationen ist der Erhebung zufolge unter Teenagern nur mäßig ausgeprägt. Nur jeder zweite vertraut der Bundesregierung - 53,9 Prozent - oder den Vereinten Nationen - 54 Prozent. Deutlich höheres Vertrauen genießen mit 76,1 Prozent dagegen Wissenschaftler und mit 79,9 Prozent die Polizei.
Der Befragung zufolge ist mehr als ein Drittel der Jugendlichen, die wenig in öffentliche Einrichtungen vertrauen, stark anfällig für Verschwörungsgedanken. Ebenso gibt es einen Zusammenhang von Medienkonsum und Verschwörungsneigung.
Von den jungen Menschen, die ihre Informationen bevorzugt aus den sozialen Medien beziehen, zeigen demnach 37,6 Prozent eine starke Verschwörungsneigung. Bei denen, die sich überdurchschnittlich viel über öffentlich-rechtliche Medien informieren, sind es nur 5,4 Prozent.
Der Erhebung zufolge besitzt insgesamt knapp ein Viertel der Jugendlichen nur geringes Selbstvertrauen. 32,2 Prozent der befragten Teenager bereitet es Schwierigkeiten, ihre Pläne und Ziele zu verwirklichen.
26 Prozent wissen nicht, wie sie mit neuen Herausforderungen umgehen sollen. 41,7 Prozent fühlen sich manchmal nutzlos, und 61,5 Prozent der Jugendlichen haben Angst, etwas falsch zu machen.
Zwei Drittel der Teenager haben zudem kein Vertrauen in andere Menschen. Etwa jeder zweite meint, wer sich auf Mitmenschen verlasse, werde ausgenutzt. Fast genauso viele erlebten bereits, dass sie sich nicht auf andere Menschen verlassen konnten.
Auch in die Zukunft blickt rund ein Viertel der Jugendlichen pessimistisch und hat eine von starken Ängsten geprägte Sicht auf die Welt. Etwa 74 Prozent sorgen sich wegen des Klimawandels, rund 69 Prozent wegen der Umweltverschmutzung, 66,4 Prozent wegen Kriegs und 64,1 Prozent wegen Armut.
Hierbei unterscheiden Jugendliche deutlich zwischen persönlicher und gesellschaftlicher Zukunft. Nur rund vier Prozent der Teenager sehen pessimistisch in die eigene Zukunft. Fast die Hälfte blickt positiv auf die eigene zukünftige Entwicklung.
Umgekehrt verhält es sich mit der Zukunft der Gesellschaft. Nur 19 Prozent der Jugendlichen sehen hier eine positive Weiterentwicklung, fast 35 Prozent bewerten die Zukunft der Gesellschaft hingegen pessimistisch.
Kinder blicken der Umfrage zufolge im Vergleich zu Jugendlichen vertrauensvoller in die Welt. So ist demnach die Mehrheit der Kinder voller Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Doch ein Drittel bis nahezu die Hälfte bestätigt dieses Selbstvertrauen nur teilweise.
"Wir sehen hier eine bemerkenswerte und auch besorgniserregende Entwicklung", erklärte Studienleiter Hogler Ziegler zu den Antworten der Teenager. Jugendliche vertrauten nur sehr begrenzt in die Lösungskompetenz der Gesellschaft. "Wer aber den Glauben an die Gemeinschaft verliert, zieht sich zurück und resigniert."
Y.Ingvar--MP