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IAEA-Team beginnt mit Inspektion im ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja
IAEA-Team beginnt mit Inspektion im ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja / Foto: Genya SAVILOV - AFP

IAEA-Team beginnt mit Inspektion im ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja

Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) haben am Donnerstag mit der Inspektion des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja begonnen. Wie IAEA-Chef Rafael Grossi sagte, dürfen einige seiner Kollegen mehrere Tage auf dem Kraftwerksgelände bleiben. Nach mehrfachem Beschuss des Akw und seiner Umgebung will das Team die Sicherheit der von russischen Truppen besetzten Anlage überprüfen. Noch in der Nacht zum Donnerstag waren das Kraftwerk und die nahegelegene Stadt Enerhodar erneut unter Artilleriebeschuss geraten.

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Grossi und 13 weitere IAEA-Experten trafen am Donnerstagmittag mit einem Konvoi von neun Fahrzeugen im größten Atomkraftwerk Europas ein. Sie trugen blaue Schutzwesten und Helme.

Nach einem ersten Rundgang sagte Grossi vor russischen Journalisten, die IAEA-Experten hätten in "diesen wenigen Stunden viele Informationen zusammentragen" können. "Die wichtigsten Dinge, die ich sehen musste, habe ich gesehen", fügte Grossi hinzu. Er hob die "engagierte Arbeit" der Mitarbeiter und der Leitung des Kraftwerks hervor, die trotz "sehr schwieriger Umstände" weiter "professionell" arbeiteten.

Laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax verließen Grossi und ein Teil seines Teams die Anlage am Donnerstagnachmittag in vier Fahrzeugen. Einige IAEA-Experten durften aber auf dem Kraftwerksgelände bleiben, wie Grossi bekanntgab. "Wir haben heute etwas sehr Wichtiges erreicht. Und das Wichtigste ist, dass die IAEA hier bleibt", sagte der IAEA-Chef laut einem Video der Nachrichtenagentur RIA Nowosti.

Grossi sagte nicht, wie viele IAEA-Experten in dem Kraftwerk geblieben sind. Die Gruppe werde bis Sonntag oder Montag dort bleiben, sagte Grossi nach seiner Rückkehr in ukrainisch kontrolliertes Gebiet. Am Mittwoch hatte er noch gesagt, langfristig plane die IAEA eine "dauerhafte Präsenz" in dem Akw.

Der IAEA-Chef kritisierte nun, die physische Integrität" des seit März von russischen Truppen besetzten Akw sei zuletzt mehrfach "verletzt" worden. "Das ist etwas, was nicht weiter passieren darf", warnte Grossi.

Wie gefährlich die Lage in Saporischschja ist, zeigte ein nächtlicher Granatenbeschuss der Anlage kurz vor der Ankunft der IAEA-Experten. Wie die ukrainische Betreiberfirma Energoatom mitteilte, wurde dabei das Notfallsystem der Anlage aktiviert und der Reaktorblock Nummer 5 abgeschaltet. Bei dem Angriff sei zudem eine Notstromanlage "beschädigt" worden. Energoatom machte Russland für den Angriff verantwortlich.

Der aus Enerhodar geflüchtete ukrainische Bürgermeister Dmytro Orlow warf dem russischen Militär zudem vor, die Stadt im Morgengrauen erneut mit Granatwerfern und Raketen angegriffen zu haben. Er beschuldigte russische Truppen, auch die Reiseroute des IAEA-Teams anzugreifen.

Das russische Verteidigungsministerium wies die Vorwürfe zurück. Es beschuldigte die ukrainische Armee, ihrerseits den "Treffpunkt" der IAEA-Mission in der Nähe des Kraftwerks mit Artillerie beschossen und bis zu 60 "Saboteure" in die Gegend um die Atomanlage eingeschleust zu haben. Russische Truppen hätten "Maßnahmen ergriffen, um den Feind zu vernichten".

Das Atomkraftwerk Saporischschja liegt in der Südukraine am Fluss Dnipro und damit an der Frontlinie. In den vergangenen Wochen war es dort wiederholt zu Angriffen gekommen, wofür sich Kiew und Moskau gegenseitig verantwortlich machten. Der Beschuss nährte Befürchtungen, dass es in Saporischschja zu einer ähnlichen Atomkatastrophe kommen könnte wie 1986 im damals zur Sowjetunion gehörenden Tschernobyl.

Der Chef des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Robert Madini, forderte bei einem Besuch in Kiew ein Ende des Beschusses der Atomanlage. "Es sei höchste Zeit, nicht mehr mit dem Feuer zu spielen", sagte Mardini. "Die kleinste Fehleinschätzung könnte zu Verheerungen führen, die wir jahrzehntelang bedauern werden."

A.Weber--MP