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Westen macht Russland für Nord-Stream-Lecks verantwortlich
Westen macht Russland für Nord-Stream-Lecks verantwortlich / Foto: Odd ANDERSEN - AFP

Westen macht Russland für Nord-Stream-Lecks verantwortlich

Der Westen hat Russland für die Lecks in den Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee verantwortlich gemacht. "Ein Leck an drei verschiedenen Orten mit so großer Entfernung dazwischen kann nur die Folge eines vorsätzlichen Akts oder von Sabotage sein", sagte der norwegische Militärwissenschaftler und Marineoffizier Tor Ivar Strömmen AFP, für ihn komme nur Russland als Verantwortlicher in Frage. Schwedische Seismologen registrierten Explosionen in der Ostsee.

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"Lecks an Gaspipelines sind extrem selten", sagte Strömmen. Die Nord-Stream-Leitungen seien zudem recht neu, im Fall von Nord Stream 2 sogar sehr neu. Da bleibe eigentlich nur Sabotage als Erklärung. "Ich sehe nur einen möglichen Akteur und das ist Russland", führte der Offizier aus.

"Ein Zufall ist kaum vorstellbar", sagte auch Dänemarks Regierungschefin Mette Frederiksen. Die Ministerpräsidentin war am Dienstag im polnischen Budno zu Besuch, wo eine neue Pipeline von Norwegen über Dänemark und durch die Ostsee nach Polen eingeweiht wurde.

Die dänischen und schwedischen Behörden hatten am Morgen bestätigt, dass an zwei Stellen Gas aus der Nord-Stream-1-Pipeline austritt. Die Lecks traten demnach in der Nähe der dänischen Insel Bornholm in dänischen und in schwedischen Hoheitsgewässern auf. Am Montag war bereits ein starker Druckabfall in der Nord-Stream-2-Pipeline gemeldet worden, der laut Betreiberfirma ebenfalls auf ein Leck nahe Bornholm zurückzuführen ist.

Peter Schmidt, Seismologe an der Universität Uppsala, sagte AFP, das schwedische Nationale Seismische Netzwerk habe zwei Ereignisse mit "massiven Energiefreisetzungen" in der Nähe von Bornholm aufgezeichnet. Die Ursache "kann nur eine Explosion sein". Die erste dieser Explosionen ereignete sich demnach in der Nacht zum Montag um 02.04 Uhr früh südöstlich von Bornholm, die zweite um 19.04 Uhr am Montagabend.

Die dänische Marine veröffentlichte Aufnahmen, auf denen eine großflächige Blasenbildung an der Meeresoberfläche zu sehen ist. An einer Stelle seien die Blasen demnach auf einer kreisförmigen Fläche von einem guten Kilometer Durchmesser zu beobachten, erklärte das Militär.

Die Ukraine wurde erwartungsgemäß deutlicher: "Das großflächige 'Gasleck' an Nord Stream 1 ist nichts anderes als ein von Russland geplanter Terroranschlag und ein Akt der Aggression gegenüber der EU", schrieb der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak auf Twitter. Der polnische Regierungschef Mateusz Morawiecki sprach von einem "Sabotageakt". Noch seien nicht alle Details bekannt, aber es handle sich "wahrscheinlich um die nächste Eskalationsstufe der Situation in der Ukraine".

Ein Nato-Vertreter sagte in Brüssel, das Militärbündnis "beobachtet die Situation in der Ostsee genau". Das Bundesinnenministerium in Berlin erklärte, es nehme die Beschädigungen an den Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 "sehr ernst". "Wir sind hierzu innerhalb der Bundesregierung, mit den deutschen Sicherheitsbehörden und mit unseren dänischen und schwedischen Partnern im engen Kontakt".

Die Regierung in Moskau zeigte sich ihrerseits angesichts der berichteten Lecks "extrem besorgt". "Dies ist eine noch nie dagewesene Situation, die dringend untersucht werden muss", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Auf die Frage, ob es sich um einen Sabotageakt handeln könnte, sagte er, es könne "keine" Option ausgeschlossen werden.

Der Berliner "Tagesspiegel" berichtete unter Verweis auf Insider-Informationen, dass in deutschen Sicherheitskreisen von Sabotage ausgegangen werde. Der "Spiegel" berichtete unter Verweis auf Quellen im Umfeld der Bundesregierung, es werde befürchtet, dass es sich um einen Anschlag handle, der Verunsicherung auf den europäischen Gasmärkten provozieren sollte. Derzeit würden die Sicherheitskonzepte auch anderer Pipelines und Gasversorgungsanlagen überprüft.

Dem Energieexperten Nicolas Goldberg von der Beratungsfirma Colombus zufolge ist ein Gasleck unter Wasser nicht ohne Weiteres zu reparieren, insbesondere wenn Salzwasser in das Rohr gelangt ist. Beide Leitungen sind mit Gas gefüllt, obwohl sie nicht in Betrieb sind.

Ein Vertreter des Weißen Hauses sagte, die USA seien angesichts der Gaslecks bereit, Europa zu helfen. Zu den Gründen wollte er nicht "spekulieren" - er wisse, dass Europa dies untersuche.

W.F.Walter--MP