Britische Regierung macht Rückzieher bei geplanter Steuersenkung
Nach heftiger Kritik an den Wirtschaftsplänen der Regierung hat der britische Finanzminister bei der geplanten Steuersenkung eine Kehrtwende angekündigt. Kwasi Kwarteng erklärte am Montag im Kurzbotschaftendienst Twitter, den Spitzensteuersatz von 45 Prozent für Topverdiener nun doch nicht senken zu wollen. "Wir haben verstanden, wir haben zugehört", schrieb Kwarteng auf Twitter.
Die Regierung hatte die Steuersenkungen als Teil eines großen Pakets angekündigt, mit dem die Wirtschaftskrise in dem Land bekämpft werden soll. Die Pläne umfassten auch die Aufhebung der Bonusobergrenze für Banker.
Die Pläne stießen bei Wählern von Kwartengs konservativer Partei auf Ablehnung. Einflussreiche Tory-Mitglieder hatten die geplanten Steuererleichterungen und die hohe Staatsverschuldung scharf kritisiert und angedeutet, im Parlament dagegen stimmen zu wollen.
Kwarteng sagte dem Sender BBC, dass der Fokus auf den Spitzensteuersatz zu einer "massiven Ablenkung" von dem "hervorragenden Plan" geführt habe. Die Frage, ob er einen Rücktritt erwäge, verneinte er.
Am Sonntag hatte bereits Premierministerin Liz Truss Fehler bei der Einführung der umstrittenen Steuersenkungen eingeräumt. "Ich stehe zu dem angekündigten Paket", sagte Truss dem Fernsehsender BBC am Sonntag zum Start des Tory-Parteitags in Birmingham. "Ich sehe aber ein, dass wir es besser hätten vorbereiten sollen", gab sie zu. Ihre Regierung habe einen "klaren Plan", um mit der Energiekrise und der Inflation fertigzuwerden und die Wirtschaft wieder anzukurbeln, bekräftigte die Regierungschefin.
Großbritannien leidet unter der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten und einer hohen Inflation. Die Strom- und Gaspreise für die Verbraucher werden im Oktober vermutlich um 80 Prozent steigen, viele Firmen stehen wegen der hohen Energiekosten vor dem Aus. Das britische Pfund war gegenüber dem Dollar auf einen historischen Tiefstand gefallen.
S.Schuster--MP