EU-Kommission senkt Wachstumserwartung für 2023 auf nur noch 0,3 Prozent
Die EU-Kommission hat die Wachstumserwartung für das kommende Jahr erneut deutlich abgesenkt. In ihrer am Freitag vorgestellten Herbstprognose geht die Brüsseler Behörde für 2023 nur noch von einer Zunahme der Wirtschaftsleistung der 27 Mitgliedstaaten von 0,3 Prozent aus. Im Juli hatte sie noch 1,4 Prozent Wachstum prognostiziert. Die Inflationserwartung für das kommende Jahr wurde von vier auf nun 6,1 Prozent erhöht.
Es werde erwartet, dass "die EU, der Euroraum und die meisten Mitgliedstaaten im letzten Quartal des Jahres in eine Rezession abgleiten werden", erklärte die Kommission. Sie verwies auf die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit, hohe Energiepreise und Kaufkraftverluste der Privathaushalte, die "restriktiveren Finanzierungsbedingungen" wegen der hohen Zinsen sowie die ebenfalls schwächelnde Weltwirtschaft.
Für das laufende Jahr hob die Kommission ihre Erwartungen jedoch an: "Die starke Dynamik von 2021 und das kräftige Wachstum in der ersten Jahreshälfte dürften das reale BIP-Wachstum in der EU im Jahr 2022 insgesamt auf 3,3 Prozent ansteigen lassen." Im Juli war die Behörde noch von einer Zunahme des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 2,7 Prozent ausgegangen. Zuletzt hatten mehrere Mitgliedstaaten jedoch mit stabilen Wachstumszahlen überrascht.
Was die Inflation angeht, steht der Höhepunkt nach Einschätzung der Kommissionsexperten noch bevor. Er dürfte demnach gegen Ende des Jahres erreicht werden. Für das laufende Jahr korrigierte die Kommission die Inflationserwartung daher von 7,6 Prozent auf 8,5 Prozent nach oben.
Auf dem Arbeitsmarkt erwartet die Kommission trotz trüber Wachstumsaussichten und hoher Inflation keine dramatischen Folgen: "Es wird erwartet, dass die Arbeitsmärkte mit Verzögerung auf die Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit reagieren, aber widerstandsfähig bleiben werden." Die Beschäftigung liegt derzeit auf einem Allzeithoch, während die Arbeitslosigkeit so niedrig wie nie ist.
B.Fuchs--MP