Behörden loben nach Angriff auf LGBTQ-Nachtclub in den USA Gäste wegen Eingreifens
Nach dem Angriff auf Gäste eines LGBTQ-Nachtclubs in Colorado Springs haben Behörden zwei "heldenhafte" Gäste für deren Eingreifen gegen den Schützen gepriesen. "Ich habe noch nie eine Person getroffen, die so heldenhaft gehandelt hat und dabei so bescheiden war", sagte der örtliche Bürgermeister John Suthers über einen der beiden Gäste. Der Mann namens Richard Fierro habe nur zu ihm gesagt: "Ich habe versucht, meine Familie zu beschützen."
Ein mit einem Gewehr bewaffneter 22-Jähriger hatte am späten Samstagabend den Club Q betreten und auf die dort feiernden Menschen geschossen. Mindestens fünf Menschen starben, 18 weitere wurden nach Polizeiangaben verletzt. Einige der Verletzten schwebten in Lebensgefahr, teilte die Polizei am Sonntag (Ortszeit) mit.
Das Motiv des Täters war zunächst weiter unklar. US-Präsident Joe Biden verurteilte die Tat und prangerte Gewalt gegen Homosexuelle und Transgender an.
Augenzeugen schilderten, wie der Täter sofort zu schießen begann, bevor einige Gäste dazwischen gingen. Sie hätten ihn geschlagen und getreten und ihn daran gehindert, "noch mehr Schaden anzurichten", berichtete Barkeeper Michael Anderson. "Sie haben mir das Leben gerettet."
Während einer Pressekonferenz bestätigten die Behörden die Identität der beiden Gäste, die den Täter aufgehalten hatten: Richard Fierro und Thomas James. Die beiden hätten viele Leben gerettet, sagte Bürgermeister Suthers.
Fierro ist nach einem Bericht der "New York Times" ein ehemaliger US-Soldat. Der Zeitung sagte Fierro, er sei mit seiner Frau, seiner Tochter und Freunden in dem Club gewesen und habe eine Drag-Queen-Show angesehen, als der Täter das Feuer eröffnete. Er habe von hinten nach dem Schützen gegriffen, ihm die Waffe abgenommen und ihm damit immer wieder auf den Kopf geschlagen.
"Ich weiß nicht genau, was ich getan habe, ich bin einfach in Kampfmodus gegangen", sagte Fierro demnach weiter. "Ich weiß einfach, ich muss diesen Typen töten, bevor er uns tötet."
Joshua Thurman, ein häufiger Gast aus Colorado Springs, stand auch Stunden nach dem Vorfall noch unter Schock. "Es war beängstigend", berichtete er Reportern. "Auf dem Boden lagen Leichen. Es gab Glasscherben, zerbrochene Becher, weinende Menschen." Der Club sei für ihn ein "geschützter Ort" gewesen, sagte Thurman. "Wohin sollen wir denn jetzt gehen?"
Ob es sich um ein Verbrechen aus Hass gegen Homo- oder Transsexuelle handelte, war zunächst unklar. Die Behörden stuften den Angriff am Sonntag noch nicht offiziell als Hassverbrechen ein, sagten aber, der 22-jährige Täter habe in jedem Fall mit einer Mordanklage zu rechnen. Das FBI schaltete sich in die Ermittlungen ein. Nach Angaben des Bezirksstaatsanwalts ist der Mann derzeit im Krankenhaus und wird in den kommenden Tagen erstmals vor Gericht erscheinen.
Die Ermittler gaben den Namen des mutmaßlichen Schützen mit Anderson Lee Aldrich an. Ein 21-jähriger Mann mit demselben Namen war im vergangenen Jahr am 18. Juni festgenommen worden, wie aus einer damaligen Presseerklärung des Büros des Sheriffs von El Paso County hervorgeht. Demnach hatte dessen Mutter angegeben, er habe damit gedroht, sie mit einer selbstgebastelten Bombe oder "mehreren Waffen" zu verletzen.
Wieviele Menschen sich zum Zeitpunkt des Angriffs in Colorado Springs in dem kleinen Club aufhielten, war zunächst unklar. Dessen Betreiber zeigten sich auf Facebook erschüttert über den "sinnlosen Angriff auf unsere Community". Der Club hatte zuvor eine Feier zum Gedenken an die "Opfer von Transfeindlichkeit" angekündigt - der 20. November wird weltweit als "Transgender Day of Remembrance" begangen. Die englische Abkürzung LGBTQ steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und queer.
J.P.Hofmann--MP